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Effektives Tüfteln. Die Logistiker Ralf Ränker, Carola Assmann und Klaus-Peter Gerdum von der BSR (v.l.) planen effiziente Routen für Müllfahrzeuge. Ein an die Wand projizierter Stadtplan, auf dem jedes Grundstück mit Tonnen oder Containern verzeichnet ist, hilft ihnen dabei.

© Thilo Rückeis

Effizienzsteigerungsprogramm: Die BSR hat einen Plan

Kürzere Fahrtrouten, weniger Lastkraftwagen: Die Berliner Stadtreinigung (BSR) kontrolliert sich ständig selbst. Mit dem Ziel: Mehr Service zu bieten, dabei aber noch effizienter und billiger zu werden.

Klaus-Peter Gerdum tüftelt gerne – und spart der Berliner Stadtreinigung (BSR) damit eine Menge Geld. Gerdum ist der Tourenplaner für Müllfahrzeuge des BSR-Betriebshofs an der Forckenbeckstraße. In den vergangenen Monaten hat er eine neue Herausforderung bewältigt: Er veränderte die Strecken aller Laster so raffiniert, dass für die Leerung der Mülltonnen von Steglitz/Zehlendorf, Charlottenburg, Wilmersdorf und Spandau, für die sein Betriebshof zuständig ist, nun vier Fahrzeuge weniger eingesetzt werden müssen. Das funktioniert ohne Nachteile für die Kundschaft, ohne mehr Stress für die Müllwerker – obwohl jeder nach den Vorgaben des BSR-Managements nun sechs Prozent mehr Leistung erbringen muss. Denn so steht es im „Effizienzsteigerungsprogramm“ des Landesbetriebes für die Jahre 2010 bis 2012.

Bereits drei solcher Programme „zur nachhaltigen Kostenersparnis“ hat die BSR seit 2000 bei der Müllentsorgung und der Straßenreinigung verwirklicht. Jedes Mal wurden alle Arbeitsabläufe erneut kritisch überprüft und „optimiert“, um die Leistung mit weniger Personal und technischem Aufwand konstant zu halten. Die Zahl der Mitarbeiter sank in dieser Zeit von rund 7500 auf 5000, die jährlichen Gesamtkosten verringerten sich um etwa 162 Millionen Euro. Und schaut man allein auf den Betriebshof in Wilmersdorf, so legt dessen Flotte mit derzeit 71 Müllfahrzeugen jetzt pro Jahr 174 000 Kilometer weniger zurück. Das spart etwa 30 000 Liter Dieselkraftstoff.

Tourenplaner Klaus-Peter Gerdum verfolgt am PC die Fahrtstrecken der Mülllaster bis ins Detail. Sie lassen sich auf eine Wand projizieren, man kann sich den großen Überblick verschaffen oder jeden Kiez bis hin zum einzelnen Grundstück betrachten. Leerungstage, beschwerliche Anfahrten und Zugänge – Logistiker Gerdum hat alles im Blick. Ganz Berlin ist mit seinen Tonnen und Containern erfasst.

So finden die Tourenplaner immer wieder neue Drehs, um ihre Flotte effizienter einzusetzen. Größere Grundstücke bekommen größere Behälter, damit man sie seltener anfahren muss. Laster verkehren entgegen dem Berufsverkehr, damit sie nicht in Staus geraten. Und lange Anfahrten zur Müllabladestation sollten möglichst nur einmal am Tag vorkommen. Deshalb sind die Teams, die bislang in Wannsee die Mülltonnen leerten, dort seit April nur noch vormittags. Sie mussten bis zum Müllheizkraftwerk im fernen Ruhleben fahren, und das war zwei Mal pro Tag nötig. Künftig haben sie eine andere Tour, erledigen ihre zweite Tagesfahrt im Umkreis von Ruhleben. In Wannsee ersetzt sie ein Team, das dadurch eine günstigere Tour hat.

„Mehr Leistung und Service bei weniger Kosten“ – dafür setzt die Vorstandschefin der BSR, Vera Gäde-Butzlaff, auch auf neue Techniken. So werden auf den Recyclinghöfen verbesserte Pressen eingesetzt, die Containertransporte um die Hälfte reduzieren. Und in Kürze will die BSR die Zahl der schon mit günstigem Biogas fahrenden 50 Mülllaster verdoppeln. In Spandau wird eine Biogasanlage für den Biomüll aus den braunen Tonnen gebaut. Das Gas soll die Laster antreiben.

Zur wirtschaftlichen Firmenführung gehört zum Beispiel auch das Managament-Informationssystem (MIS). Ein Controlling, das fortlaufend alles erfasst und aufschlüsselt, was Kosten verursacht. Ob eine Neuerung tatsächlich Vorteile bringt, lässt sich konsequent nachvollziehen. Wichtig sei bei alldem „die Transparenz“, sagt BSR-Finanzchef Lothar Kramm. „Alle Abteilung können aufs MIS zugreifen.“ Das erhöhe die Einsicht in Veränderungen. Angeschoben werden solche Prozesse auch durch Benchmarking. Die BSR vergleicht sich regelmäßig mit Stadtreinigungsbetrieben anderer deutscher Großstädte. Man tauscht Daten über Servicequalität und Aufwand aus und spürt dabei eigene Schwachstellen auf. Bei den letzten Vergleichen machte die BSR eine gute Figur. Ihre Müllgebühren gehören bundesweit zu den günstigsten. Sie sind seit 2000 relativ stabil geblieben. Und das liegt auch an der Ersparnis durch Effizienzsteigerung. Christoph Stollowsky

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