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Erwerbslosenzahlen: Arbeitslosigkeit sinkt - wer profitiert und wer nicht

Gute Nachrichten: In Berlin und Brandenburg sind in diesem November wieder mehr Menschen in Arbeit. Die Arbeitslosenzahl sank auf 415.283. Einige Problemgruppen profitieren besonders.

In der Hauptstadt waren im November 236.761 Menschen arbeitslos gemeldet, 5480 weniger als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote sank gegenüber Oktober um 0,3 Punkte und liegt nun bei 14,1 Prozent. Besonders erfreulich: Sowohl bei den jüngeren als auch bei den älteren Arbeitslosen gibt es laut der jüngsten Statistik Fortschritte. Die Zahl der Arbeitslosen unter 25 Jahren ging im Vergleich zum Vorjahr um 17,7 Prozent auf 23.977 zurück. Bei den über 55-Jährigen sank die Zahl der Erwerbslosen gegenüber November 2006 um 20,8 Prozent auf 22.336.

In der gesamten Region Berlin-Brandenburg sind die Zahlen noch etwas besser. Hier sank die Arbeitslosenquote um 2,1 Punkte auf 13,7 Prozent. Im September waren in der Region mehr als 1,81 Millionen Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, 48.900 mehr als ein Jahr zuvor. Mit dieser Steigerung um 2,8 Prozent lag die Hauptstadtregion um 0,6 Punkte über dem Bundesschnitt.

Berlin verzeichne wieder einen überdurchschnittlichen Beschäftigungszuwachs, sagte Arbeitssenatorin Heidi Knake-Werner (Linke). Der SPD-Landes- und -Fraktionsvorsitzende Michael Müller erklärte, der Berliner Arbeitsmarkt erhole sich langsam aber stetig. Zwar profitiere die Stadt von der günstigen bundesweiten Entwicklung, dennoch dürfe der Einfluss der Politik nicht unterschätzt werden. Müller bekräftigte zugleich, dass Berlin den eingeschlagenen Weg fortsetzen werde.

Trügerische Statistik?

Der DGB-Landesbezirksvorsitzende Dieter Scholz bezeichnete die Entspannung auf dem Arbeitsmarkt dagegen als trügerisch. Mehr als die Hälfte der neuen Stellen seien prekäre Beschäftigungsverhältnisse wie Minijobs und Leiharbeit. Zudem drücke "Hartz IV" auf das allgemeine Lohnniveau.

Die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Ramona Pop, verwies zudem darauf, dass rund 45.000 Menschen aus der Statistik "herausfallen", weil sie beispielsweise in sogenannten Ein-Euro-Jobs oder anderen öffentlich geförderten Beschäftigungsmaßnahmen tätig sind.

Parteien sprechen von verfestigtem Wirtschaftsaufschwung

Auf dem Brandenburger Arbeitsmarkt hält die positive Entwicklung ebenfalls an. Die Zahl der Arbeitslosen ist sogar auf den niedrigsten Stand seit elf Jahren gesunken, wie der Sprecher der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit, Olaf Möller, betonte. Begünstigt wurde die Entwicklung durch die weiterhin starke Konjunktur sowie die relativ milde Witterung. Sprecher der Parteien werteten die neuesten Arbeitsmarktdaten als Zeichen für einen verfestigten Wirtschaftsaufschwung. Arbeitsministerin Dagmar Ziegler (SPD) forderte dennoch verstärkte Anstrengungen gegen die Langzeitarbeitslosigkeit.

Nach Angaben der Regionaldirektion ging die Zahl der arbeitslosen Brandenburger im November gegenüber dem Vormonat um 1,2 Prozent auf 178.522 zurück. Wie in Berlin profitieren auch in dieser Region endlich jüngere und ältere Arbeitslose: Die Zahl der Arbeitslosen unter 25 Jahre ging im Jahresvergleich um 19 Prozent auf 20.052 zurück. Bei den über 55-Jährigen nahm die Zahl der Erwerbslosen gegenüber November 2006 um 10,3 Prozent auf 24.084 ab.

Im September waren in der Mark 741.600 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das waren 18.700 mehr als im Vorjahresmonat. Mit diesem Zuwachs von 2,6 Prozent lag Brandenburg 0,5 Prozentpunkte über dem bundesweiten Schnitt. Mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigte gab es vor allem im Zeitarbeitsmarkt (+7400) und im verarbeitenden Gewerbe (+6400).

Zahl der Langzeitarbeitslosen weiter hoch

Ziegler wertete die Daten als Beleg dafür, dass die Reformanstrengungen der vergangenen Jahre Früchte tragen. Sorge bereitet ihr aber die nach wie vor hohe Zahl der Langzeitarbeitslosen. Es seien Anstrengungen nötig, damit den Betroffenen der Einstieg ins Erwerbsleben gelingt und sie am wirtschaftlichen Aufschwung teilhaben können.

Die Ministerin verwies dabei auf die Einführung des Kommunal-Kombis ab 1. Januar 2008. Diese Förderung des Bundes konzentriert sich auf die neuen Länder, aber auch neun Städte in Westdeutschland fallen unter das Programm für einen "Kommunal-Kombi", darunter Bremerhaven mit 19,5 Prozent Arbeitslosigkeit und Gelsenkirchen mit 18,1 Prozent.

Linke: Zahl der über 50-jährigen Arbeitslosen stagniert

Nach Ansicht des Arbeitsmarktexperten der Linksfraktion, Christian Görke, schlägt sich der wirtschaftliche Aufschwung konkret in Brandenburg "zwiespältig" auf dem Arbeitsmarkt nieder. Während sich viele Kennzahlen verbesserten, stagniere die Zahl der über 50-jährigen Arbeitslosen seit einigen Monaten bei rund 53.000. Das seien etwa 30 Prozent aller Arbeitslosen. Angesichts der drohenden Zwangsverrentung von älteren Langzeitarbeitslosen ab 1. Januar sei das besonders verhängnisvoll. Es tut sich was auf dem Arbeitsmarkt, aber noch lange nicht genug. (smz/ddp)

Susann Fischer

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