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Ethik-Religion: Kooperation erschwert

Der Ethik- und Religionsunterricht an den Berliner Schulen soll wieder stärker getrennt werden. Gegner der Trennung befürchten jedoch wieder Verluste im Religionsunterricht. Die FDP wirft der Regierung "frisierte Zahlen" vor.

Der Kooperation zwischen Ethik- und Religionslehrern soll eingeschränkt werden. Künftig will es der Senat nicht mehr zulassen, dass eine der beiden Ethikstunden ständig von einem Religions- oder Weltanschauungslehrer mitgestaltet wird. „Er kann in wesentlichen Teilen dabei sein, aber nicht die ganze Zeit“, sagte Landesschulrat Hans-Jürgen Pokall gestern auf Anfrage.

Attraktiv sind die engen Kooperationen vor allem deshalb, weil sie die Unterrichtsbelastung der Schüler senken. Statt zwei Pflichtstunden Ethik und zwei freiwilliger Stunden Religion, also vier Stunden insgesamt, müssen die Schüler nur drei Stunden erübrigen, wenn Ethik- und Religionslehrer eine Stunde gemeinsam gestalten. Dieser Kompromiss hatte dazu geführt, dass der zunächst sehr starke Schülerrückgang beim evangelischen Religionsunterricht abgebremst wurde.

Damit ist es jetzt wohl vorbei. Die für die Finanzierung der Religionslehrer zuständige Kulturverwaltung stellte kürzlich klar, dass es nicht dem „Charakter“ des Schulgesetzes entspreche, wenn Religions- und Ethikunterricht über einzelne Themenbereiche hinaus „dauerhaft kooperativ zusammen unterrichtet werden“. In diesem Fall könne sie die entsprechenden Lehrkräfte auch nicht mehr wie bisher finanzieren.

„Wenn der Senat die Kooperation abschaffen will, wird dies zwangsläufig zu herben Verlusten im Religionsunterricht führen“, vermutet Mieke Senftleben (FDP). Sie fordert den Senat auf, die Kooperationen zu erhalten.

Damit ist allerdings nicht zu rechnen. Sowohl aus der SPD als auch aus der Linkspartei hatte es kritische Nachfragen an den Senat gegeben, nachdem die Kooperationen bekannt geworden waren. Die Kritiker beziehen sich auf § 12 des Schulgesetzes. Dort steht, dass im Ethikunterricht lediglich „einzelne Themenbereiche“ in Kooperation mit Trägern des Religions- und Weltanschauungsunterrichts gestaltet werden sollen.

Im Vorfeld des Volksbegehrens für ein Wahlpflichtfach Religion nimmt die Auseinandersetzung an Schärfe zu. Wie berichtet, legte der Senat am Dienstag Zahlen vor, wonach das Fach Ethik nicht zulasten des Religionsunterrichts gegangen ist. Dabei bezog der Senats allerdings auch Klassenstufen ein, in denen Ethik noch gar nicht unterrichtet wird. „Rot- Rot schreckt nicht einmal vor frisierten Zahlen zurück“, kommentierte die FDP-Abgeordnete Senftleben den Vorgang. Dahinter könne nur die Absicht stehen, dem Volksbegehren „Pro Reli" mit allen Mitteln seine Berechtigung abzusprechen, vermutet Senftleben. (sve)

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