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Finanzsenator: Gesucht: Ein Mann im besten Alter

Risikofreudig, kompetent, mit Perspektive: Ab Mai braucht Rot-Rot einen neuen Finanzsenator. Regierungschef Wowereit hat mehrere Kandidaten auf der Liste.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Es gibt eine geheime Liste, auf der mindestens drei Namen stehen. Das sind die möglichen Nachfolger für Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD), der am 1. Mai Vorstandsmitglied der Bundesbank wird. Koalitionsintern macht sich keiner mehr die Mühe, dies zu dementieren. Am 17. Februar werden die Landesregierungen von Berlin und Brandenburg, die gemeinsam das Vorschlagsrecht haben, den diplomierten Volkswirt für das prestigeträchtige Amt offiziell benennen.

Zwei Tage später steht die Personalie auf der Tagesordnung des Finanzausschusses des Bundesrats. Denn Sarrazin wird auf Vorschlag der Länder ins Direktorium der Bundesbank entsandt, im Einvernehmen mit dem Bundesfinanzministerium. Offenbar wurden erst kürzlich letzte Widerstände gegen die Nominierung des querköpfigen Finanzpolitikers ausgeräumt. Eigentlich wollte Wowereit die wichtige Personalentscheidung im Dezember 2008 treffen. Er ist auch schon seit Monaten auf der Suche nach Kandidaten, denn Berlin braucht zweifellos einen neuen Finanzsenator.

Bekannt ist bisher nur: Es wird ein SPD-Mann sein. Weibliche Bewerber stehen dem Vernehmen nach nicht auf der Liste des Regierungschefs. Und es soll jemand sein „mit Perspektive“, also nicht in der Nähe des Rentenalters. Außerdem muss der Kandidat risikofreudig sein, denn nach zweieinhalbjähriger Amtszeit stehen Wahlen an – und auf einen Sieg 2011 hat Rot-Rot kein Abonnement. Außerdem hätte die Berliner SPD nach Sarrazin gern einen Nachfolger mit deutlich sozialdemokratischem Impetus.

Ein wenig erleichtert wird Wowereits Kandidatensuche durch aktuelle Meinungsumfragen, die für die Bundestagswahl am 27. September eine stabile Mehrheit für CDU und FDP voraussagen. Da überlegt es sich schon der eine oder andere politisch motivierte Fachmann aus der Ministerialbürokratie des Bundes, sich diskret nach einem anderen interessanten Job umzusehen.

Da wäre zum Beispiel der 50-jährige Werner Gatzer, seit drei Jahren Haushalts-Staatssekretär bei Peer Steinbrück. Ein Jurist aus dem Rheinland, ein verwaltungserfahrener Finanzexperte und treues Mitglied des 1. FC Köln. Eine gute Wahl wäre sicher auch Gatzers Kollege Jörg Asmussen, zurzeit Krisenmanager im Bundesfinanzministerium, aber deshalb vorerst wohl unabkömmlich. Aber – wer weiß?

Der dritte Finanz-Staatssekretär Axel Nawrath scheidet aus, denn er wechselt im April in den Vorstand der staatlichen KfW-Bankengruppe. Auch die streitbare Parlamentarische Staatssekretärin im Finanzministerium, Barbara Hendricks, wird ihr Bundestagsmandat sicher nicht für Rot-Rot in Berlin aufgeben.

Ein potenzieller Kandidat wäre vielleicht noch Jens Bullerjahn, Finanzminister in Sachsen-Anhalt und Mitglied des SPD-Parteivorstands. Schließlich hat Wowereit mit Jürgen Zöllner aus Rheinland-Pfalz schon einmal einen Landesminister abgeworben. Schaut man sich in den Ländern um, kommt einem auch der frühere Bremer Finanzsenator Ulrich Nußbaum in den Sinn. Der ehemalige Unternehmer, jetzt Dozent für europäisches Wirtschaftsrecht, ist allerdings parteilos.

Mit einer freundlichen Absage muss, so hört man, der politisch ehrgeizige Banker Harald Christ rechnen. Keinesfalls in Betracht kommen einheimische Bewerber wie Senatorin Ingeborg Junge-Reyer und Finanz-Staatssekretär Klaus Teichert . Ulrich Zawatka-Gerlach

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