Das nennt man Pflichtbewusstsein: Die FDP, bekannt für ihre großen Parteitage mit rund 350 Delegierten, konnte am Freitagabend immerhin 349 Parteimitglieder zum Landesparteitag begrüßen. Dabei war es der erste nach der brutalen Niederlage bei der Abgeordnetenhauswahl im vergangenen September, die die liberale Partei in Berlin in eine kollektive Depression gestürzt hatte. Sie wollen da raus, und sie wählten am Abend Martin Lindner, 47 Jahre alt, Jurist, Bundestagsabgeordneter und viele Jahre Chef der Abgeordnetenhaus-Fraktion zum neuen Landesvorsitzenden – mit klarem Ergebnis.
Bei der Abgeordnetenhauswahl hatte es weniger Zuspruch gegeben, von den Berlinern für die Liberalen. Ganze 1,8 Prozent der Stimmen erhielten sie. „Eine verheerende Wahlniederlage“ – so sagte der Noch-Landesvorsitzende Christoph Meyer am Freitagabend. Der ehemalige Fraktionschef und Spitzenkandidat resümierte, immerhin sei man in den vergangenen Monaten gut - sprich: streitfrei - mit der Niederlage umgegangen. Nun beginne die Zeit der „außerparlamentarischen Opposition“ gegen vier linke beziehungsweise sozialistische Parteien.
Meyer, der im Wahlkampf unter dem antiliberalen Hochmut von CDU-Spitzenkandidat Frank Henkel gelitten hatte, kritisierte nun diesen am Freitagabend: Es sei erstaunlich, wie schnell die CDU auf einen sozialdemokratischen Kurs gegangen sei. Der Generalsekretär der CDU Berlin, Kai Wegner, gratulierte Lindner am Abend unverzüglich zum Amt – und zum „mutigen Schritt.“ Denn mit dem Vorsitz sei schließlich „die schier unlösbare Aufgabe verbunden, die Partei aus ihrer Bedeutungslosigkeit herauszuführen“.

Meyer warnte derweil seine Parteifreunde zum Abschied vor zwei Tendenzen: der zum Personalstreit – da erinnerte er die Liberalen an die streitintensiven 90er Jahre. Genauso gefährlich sei die Neigung, in den kommenden fünf Jahren alle Verantwortung für mangelnde Erfolge der Bundespartei zuzuschieben.
- Der neue FDP-Landeschef kann auch Pathos
- Die Mehrheit der Redner blickt optimistisch in die Zukunft.
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