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© Mike Wolff

Michael Cramer (Grüne): "Auch Rote haben lieber uns gewählt"

Der Grünen-Politiker Michael Cramer über den Erfolg seiner Partei.

Wie erklären Sie sich dieses Ergebnis, das wohl Ihre Erwartungen übertrifft?



Die rot-grünen Wähler haben alle grün gewählt. Das hängt sowohl mit der Bundespolitik zusammen als auch mit der Berliner. Im Bund war es dumm, die Autoindustrie mit ihren Produkten von gestern um jeden Preis zu retten. Und in Berlin liegt der Fokus auf autofixierte Verkehrspolitik – siehe Ausbau von A 100 und Französischer Straße. Dafür wird keines der lange geplanten Ost-West-Straßenbahnprojekte verwirklicht.

Aber sind die Grünen wirklich so stark, oder sind eher die anderen schwach?

Was die SPD betrifft: Wirtschaft kann sie nicht, Öko will sie nicht und das Soziale hat sie aufgegeben. Daraus ergibt sich unser Vorteil, denn wir sehen diese Themen als Einheit – Stichwort Grüner New Deal. Wir haben ja drei Krisen: Finanzkrise, Wirtschaftskrise und Energieknappheit. Allein das von uns initiierte Erneuerbare-Energien-Gesetz hat eine Viertelmillion neue Jobs gebracht. Wir glauben, durch einen konsequent ökologischen Umbau der Wirtschaft eine Million neue Arbeitsplätze schaffen zu können. Das wird uns auch abgenommen.

Können Sie sich über das Ergebnis angesichts der niedrigen Wahlbeteiligung überhaupt freuen?

Darüber kann sich in einer Demokratie niemand freuen. Aber die Verantwortung gebe ich teilweise an die Medien zurück: Ich hatte in den vergangenen fünf Wochen so viele Interview-Anfragen wie in den fünf Jahren zuvor. Außerdem wird Europa von den großen Parteien gern zum Abfalleimer gemacht nach dem Motto: Was haben diese Idioten in Brüssel wieder beschlossen? Ich kenne aber kein relevantes europäisches Gesetz, dem die jeweilige Bundesregierung nicht vorher zugestimmt hätte.

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