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Nahverkehr: Weiter Ungewissheit um Tram nach Adlershof

Die Berliner Abgeordneten wollen den Bau der Tram nach Adlershof. Der Senat hält die Strecke aber für unrentabel. Ende des Jahres verfällt die Genehmigung. 6,6 Millionen Euro sind schon investiert.

Kommt sie oder kommt sie nicht? Noch hat sich die Stadtentwicklungsverwaltung nicht entschieden, ob die Wissenschaftsstadt Adlershof Anschluss ans Straßenbahnnetz bekommt. Vor vier Wochen wurde sie vom Verkehrsausschuss des Abgeordnetenhauses dazu aufgefordert; bewegt hat sich seither aber nichts. Viel Zeit bleibt dabei nicht mehr, denn am Jahresende verfällt die vor fünf Jahren erteilte Genehmigung zum Bau des etwa zwei Kilometer langen Abschnitts von der heutigen Endstelle am S-Bahnhof Adlershof über die Rudower Chaussee bis zur Max-Born-Straße.

Für viel Geld ist das Areal in Treptow-Köpenick in den vergangenen Jahren zu einem der modernsten Technologieparks in Europa ausgebaut worden. Unter anderem sitzt dort das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Auch Institute der Humboldt-Universität sind in den Wissenschafts- und Technologiepark (Wista) gezogen. Inzwischen gibt es 20 000 Arbeits- und Studienplätze.

Von Anfang an war geplant, hier die Straßenbahn fahren zu lassen. 2002 wurde die Genehmigung zum Bau der ersten Etappe bis zur Max-Born-Straße erteilt. Die Gesamtkosten waren mit 14,3 Millionen Euro veranschlagt worden. 6,6 Millionen Euro wurden auch für die Planung und den Ausbau der Rudower Chaussee, die einen Mittelstreifen für die Gleise der Tram erhielt, ausgegeben. Dabei blieb es.

Die Stadtentwicklungsverwaltung hielt die Strecke bis zur Max-Born-Straße derzeit nicht für rentabel. Erst mit dem später geplanten Anschluss am Sterndamm in Schöneweide, für den es derzeit aber auch keinen Bedarf gebe, sei der Bau gerechtfertigt, sagte Verwaltungssprecherin Petra Rohland.Dabei haben Untersuchungen ergeben, dass die Straßenbahn sogar wirtschaftlicher wäre als die jetzt eingesetzten Busse bei einem gleichwertigen Angebot. Und auch die Zahl der Fahrgäste wäre bei der Tram höher.

Deshalb stößt der Bauverzicht auf Unverständnis beim Fahrgastverband IGEB. Dessen Vorsitzender Christfried Tschepe, ein Stadtplaner, fordert, das Baurecht zu nutzen und die Gleise jetzt bis zur Max-Born-Straße zu verlängern – so wie es auch der Verkehrsausschuss mit den Stimmen der Koalition verlangt hat. Weil die Brücke unter den Bahnanlagen neu gebaut wird, muss die Rudower Chaussee jetzt ohnehin hier bis 2010 gesperrt werden, was den Gleisbau jetzt erheblich erleichtere.

Am S-Bahnhof soll das neue Eingangsportal für die Wissenschaftsstadt entstehen. 37 Millionen Euro werden dort investiert – auch um das Umsteigen zu erleichtern. Doch für die Straßenbahn wäre jetzt nach der Brücke weiter Endstation.

Wie heute müssten sich dann Beschäftigte, Studenten und Besucher, die nicht mit dem Auto kommen, in häufig überfüllte Busse quetschen. Wista-Sprecher Peter Strunk verzichtet häufig darauf und geht lieber gleich zu Fuß. Auch Strunk setzt sich deshalb für den sofortigen Tram-Bau ein, da dadurch der gesamte Standort aufgewertet werde.

Autofahrer haben es besser. Für sie hat die Stadtentwicklungsverwaltung nicht nur die Rudower Chaussee, sondern auch den Groß-Berliner Damm, auf dem später die Straßenbahn zum Sterndamm fahren soll, großzügig ausbauen lassen. 17,9 Millionen Euro hat der vierspurige Ausbau des Groß-Berliner Damms gekostet, der Ende 2006 eröffnet worden ist.

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