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Finanzsenator Ulrich Nußbaum

© Maurizio Gambarini/dpa

Notdienste in Krisenstimmung: Jugendstadträtin wirft Nußbaum Gefährdung des Kinderschutzes vor

Die Jugendstadträtin Monika Herrmann sieht die Arbeit von Kinderschutz-Einrichtungen durch geplante Finanzkürzungen bedroht. Erneut wirft sie Finanzsenator Ulrich Nußbaum vor, „den Kinderschutz in dieser Stadt“ zu gefährden.

Seit Jahren schon ringt die Jugendstadträtin von Friedrichshain-Kreuzberg, Monika Herrmann (Grüne), mit der Senatsverwaltung für Finanzen um die Gelder für den Berliner Notdienst Kinderschutz. Jetzt wirft sie erneut Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos, für die SPD) vor, mit seinen geplanten Budgetkürzungen für die Bezirke „den Kinderschutz in dieser Stadt“ zu gefährden – dabei seien die Fallzahlen in den Kinder-, Jugend- und Mädchennotdiensten seit Jahren steigend. Nußbaum hingegen weist die Kritik zurück; die Notdienste leisteten hervorragende Arbeit und ständen auf keinen Streichlisten. Beim Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg sind die zentralen Kriseneinrichtungen für Berlin angesiedelt.

„Der Senator hat immer noch nicht verstanden, dass die wichtigsten Bausteine des Kinder- und Jugendschutzes eine hundertprozentige Ausstattung brauchen“, sagte hingegen Herrmann. Laut der Jugendstadträtin sollen nach den Planungen der Finanzverwaltung auch beim Kinderschutz wie bei den gesamten bezirklichen Ausgaben im Jahr 2012 rund sieben Prozent gespart werden. „Dabei sind die Notdienste Landesaufgabe“, sagte die Jugendstadträtin. Deshalb müssten sie von den pauschalen Kürzungen ausgenommen werden. Die geforderten Einsparungen belaufen sich, Herrmann zufolge, im ungünstigsten Fall auf 400 000 Euro, dies bedeute bis zu acht Stellen. Demgegenüber verweist Finanzsenator Ulrich Nußbaum darauf, dass in Friedrichshain-Kreuzberg im vergangen Jahr nur zwei der insgesamt 24 Einstellungen von externen Kräften dem Notdienst Kinderschutz zugute kamen. Zudem habe der Senat dem Bezirk 2010 zusätzlich rund 180 000 Euro für den Notdienst zur Verfügung gestellt.

Laut Andreas Neumann-Witt, Leiter der Kriseneinrichtungen, ist vor allem beim Jugendnotdienst, der sich rund um die Uhr um Jungen und Mädchen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren kümmert, die Zahl der Fälle deutlich gestiegen – und zwar von knapp 3700 im Jahr 2008 auf 4240 im vergangenen Jahr. Auffallend sei zudem, dass zunehmend beim Kindernotdienst Kleinkinder in Obhut genommen werden müssten.

Auch die Hotline Kinderschutz (Telefon 61 00 66) werde häufiger angerufen. Sie wurde vor vier Jahren gegründet, damit Fälle von Kindesmisshandlung oder -vernachlässigung unbürokratischer und schneller gemeldet werden können. Gab es 2008 knapp 820 Meldungen über Fälle, in denen das Kindeswohl gefährdet sein könnte, waren es zwei Jahre später rund 1250. Das bedeutet nach Herrmanns Angaben aber nicht unbedingt eine gestiegene Zahl von Kindesmisshandlungen oder -vernachlässigungen. Vielmehr reagiere die Bevölkerung sensibler.

Am gestrigen Mittwoch feierte der Jugend- und Mädchennotdienst in der Mindener Straße (Charlottenburg) mit einem Tag der offenen Tür sein 30-jähriges Bestehen. Der Kindernotdienst befindet sich in der Gitschiner Straße 48/49 in Kreuzberg.

Der Jahresbericht 2010 steht unter www.kindernotdienst.de.

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