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Alice Schwarzer

© dpa

Parteien: Feministische Berliner Union

Verkehrte Welt im Berliner Westen: Die CDU in Charlottenburg-Wilmersdorf will die Feministin Alice Schwarzer ehren, doch SPD und Grüne sind strikt dagegen. Wie kommt das?

Der Streit dreht sich um die Benennung der Stadtteilbibliothek in der Nehringstraße. Auf Vorschlag der CDU-Bezirksverordneten Marion Halten-Bartels sollte diese nämlich den Namen der „Emma“-Gründerin erhalten. „Alice Schwarzer hat sich schon immer für die Gleichberechtigung der Frau stark gemacht, und weil in dem Kiez am Klausenerplatz auch viele muslimische Menschen leben, fand ich das ein gutes Signal“, sagt die Bezirksverordnete Halten-Bartels. Zudem entstamme Alice Schwarzer ihrer Generation, und ohne das Wirken der 65-Jährigen würden Frauen in Deutschland nicht da stehen, wo sie sich heute befänden. Deshalb, so ihr Wunsch, soll die Bücherei jetzt Alice-Schwarzer-Stadtteilbibliothek heißen.

Rote und Grüne in der City West sperren sich gegen den Vorschlag der schwarzen Schwarzer-Fans, weil sie der Feministin ihre Haltung zum Thema Prostitution verübeln. Während die „Emma“-Chefin darin einen Verstoß gegen die Menschenwürde sieht, wollen SPD und Grüne weitere Schritte zur Anerkennung des Gewerbes unternehmen – auf Bundes- wie auf Bezirksebene: In der City West wollen sie das Verbot von Bordellen in Wohngebieten unter bestimmten Bedingungen lockern, was die CDU ablehnt. Von ihr geführte Bauämter wie in Charlottenburg-Wilmersdorf und Tempelhof-Schöneberg greifen derzeit hart durch und ordnen die Schließung von Wohnungsbordellen an.

Und mitten in diesen Konflikt platzte ein Interview mit Alice Schwarzer, in dem die „PorNo“-Aktivistin ihren – seit Jahren unveränderten – Standpunkt wiederholte. SPD und Grüne in der City West reagierten enttäuscht: „Wir haben uns doch dafür eingesetzt, Prostitution zu legalisieren“, sagt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende und kulturpolitische Sprecher der Grünen in Charlottenburg-Wilmersdorf, Jürgen Hess. Deshalb und wegen des aktuellen Streits ums Rotlichmilieu könne man nun wirklich keiner Alice-Schwarzer-Bibliothek zustimmen.

Deswegen stellt sich jetzt die CDU stur. Im Kombipaket-Beschluss zur Benennung der Stadtteilbibliotheken gibt es einen weiteren Vorschlag zur Einrichtung an der Westendallee. SPD und Grüne wollen sie nach Johanna Moosdorf benennen. Die Schriftstellerin ist nicht so bekannt wie Alice Schwarzer, sei aber mit dem Bezirk weit mehr verbunden, lautet die Begründung. Moosdorfs Werk, so murrt die CDU, sei doch überholt und habe die Zeit nicht überlebt. Doch Folgen wird das Murren nicht haben – Rot-Grün sind in der Mehrheit. kög

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