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Pro Reli

© dpa

Plakatschlacht: Religionsunterricht: Kampagnen starten

Kampagnenstart für den Volksentscheid Pro Reli: Befürworter und Gegner kleben erste Plakate in der Stadt. Wähler können sich entscheiden, ob Kinder entweder Ethik- oder Religionsunterricht machen können, oder ob Religion weiterhin freiwilliges Zusatzfach bleibt.

Knapp sechs Wochen vor dem Volksentscheid über die Einführung von Religion als Wahlpflichtfach in der Schule gehen Befürworter und Gegner in die Offensive. Auf die Symbolkraft des Berliner Freiheitswillens setzt die Kampagne „Pro Reli“, die den Entscheid am 26. April durch ein erfolgreiches Volksbegehren erreicht hat. Auf über 500 Großplakaten wirbt sie mit den Losungen „Gleiche Freiheit für Berlin“ und „Jetzt kämpfen Muslime, Juden, Christen und Atheisten gemeinsam für die Freiheit.“

Berlin sei die „Stadt der Freiheit“ und seit jeher stolz darauf, dass jeder hier nach seiner Façon glücklich werden kann, sagte Christoph Lehmann, der Vorsitzende der Initiative „Pro Reli“. Der 26. April wird auf den Plakaten entsprechend als „Tag der Freiheit“ angekündigt. Mitarbeiter der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus sind allerdings noch auf andere Assoziationen gestoßen. „Tag der Freiheit“ heißt auch ein NS-Propagandafilm, den Leni Riefenstahl über den siebten Reichsparteitag der NSDAP 1935 gedreht hat. „Ich unterstelle Pro Reli keine bösen Absichten“, sagte Christian Gaebler, parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion. „Aber wenn man die Botschaft zu sehr vereinfacht, ist man schnell bei Parallelen, die man nicht will“. Es wäre besser, die Initiative würde wieder sagen, worum es eigentlich geht: um Religions- und Ethikunterricht.

Zwei Tage zuvor hatte bereits die Berliner Linke ihre Kampagne für ein „Nein“ beim Volksentscheid vorgestellt. „Es gibt keinen vernünftigen Grund, weshalb Kinder und Jugendliche gezwungen werden sollen, sich zwischen Ethik und Religion zu entscheiden“, sagte Parteichef Klaus Lederer, als er das Plakat mit dem Slogan „Religion ist freiwillig“ vorstellte.

Als Motiv hat sich die Linke Albrecht Dürers „Betende Hände“ ausgesucht. Lederer verteidigte den 2006 eingeführten Ethikunterricht. Hier könnten sich Schüler unterschiedlicher Herkunft „miteinander über ihre Wert- und Lebensvorstellungen austauschen“. Toleranz und Respekt können aus Lederers Sicht „nur in einem gemeinsamen Unterrichtsfach erlernt werden“. Ähnlich hatten sich auch Bildungssenator Jürgen Zöllner und andere SPD-Politiker geäußert. Die Sozialdemokraten werben bislang vor allem mit Handzetteln für ein „Nein“ beim Volksentscheid, Plakate sollen folgen. Scharfe Kritik provozierte die BVG bei den Ethik-Unterstützern. Das Verkehrsunternehmen hatte es abgelehnt, an seinen Fahrzeugen Werbeplakate der Initiative „Buskampagne“ anzubringen, die mit Parolen die Existenz eines Gottes in Frage stellt. Diese atheistische Werbung abzulehnen, zuvor aber Unterschriftensammlungen für „Pro Reli“ zugelassen zu haben, „verletzt das Gebot weltanschaulicher Neutralität“, sagte Linken-Chef Lederer. BVG-Sprecher Klaus Wazlak sagte, eine Plakatkampagne, der BVG-Kunden nicht entkommen könnten, sei etwas anderes als eine Unterschriftensammlung. (sik/lvt/clk)

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