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Porträt: Hang zur Rauflust

Zu viel Ruhe bekommt ihm offenbar nicht. Martin Lindner , Fraktionschef der FDP im Berliner Abgeordnetenhaus, musste die Auseinandersetzung um das Amt des FDP-Landeschefs nicht suchen.

Zu viel Ruhe bekommt ihm offenbar nicht. Martin Lindner , Fraktionschef der FDP im Berliner Abgeordnetenhaus, musste die Auseinandersetzung um das Amt des FDP-Landeschefs nicht suchen. Er hat sie gewollt. An diesem Freitagabend sollen 350 Berliner FDP-Mitglieder entscheiden, ob sie einen Chef namens Lindner wollen - oder lieber mit Markus Löning so weitermachen wie bisher.

Schlecht war es nicht gelaufen in den vier Jahren mit dem "Tandem" Löning/ Lindner . Der Bundestagsabgeordnete Löning mit der grünen Herkunft und der Neigung zu sozialen Themen führte die 3000 Berliner Liberalen ruhig, solide, unauffällig. Lindner , der sich im Halbscherz rhetorisch-politische "Rauflust" bescheinigt, rabaukte derweil im Abgeordnetenhaus - und das mit Erfolg oder mindestens mit der polarisierenden Wirkung, die dem Erfolg vorausgeht. Der Rechtsanwalt ist seit 1996 in Berlin, ein Ordnungspolitiker, der in der Berliner Landespolitik vieles gefunden hat, was seiner Meinung nach weg- und abgeräumt werden musste.

Gleich am Anfang seiner politischen Laufbahn hat Lindner eine Ahnung von der Macht der Exekutive bekommen - das Gefühl hat ihn nicht mehr losgelassen. Damals verhandelte er an der Seite Günter Rexrodts, des politischen Sanierers der Berliner FDP, über eine Ampelkoalition mit Klaus Wowereit. Die scheiterte an Rexrodts steuerpolitischer Unbeugsamkeit. Lindner machte seither Opposition pur - das kam bei dem kleinen Bestand liberaler Berliner gut an. Die rhetorisch-radikale Zurückdrängung des Berliner Staats- und Bürokratiewesens war bei den Liberalen gut aufgehoben. Das reichte Lindner inhaltlich bis zur Wahl 2006 und der FDP für den Wiedereinzug ins Abgeordnetenhaus. Einen Anteil an diesem Erfolg verlangt aber auch Markus Löning.

Sicher ist, dass die Aussicht auf drei weitere Jahre Opposition Lindners Unruhe extrem verstärkt hat. Seit dem Herbst verspricht er, die Berliner FDP so auf Angriffs- und Kampfeslust zu trainieren wie die Fraktion. Dass er das aus Liebe zur Freiheit tut, nehmen ihm seine Parteifreunde nicht ab. Auch Lindner- Anhänger glauben, dass ihr Frontmann in den Bundestag und den Landesvorsitz als Startrampe will. Lindner sagt, das sei nicht entschieden. Fest steht, dass das von ihm forcierte Duell die Berliner FDP erheblich durcheinandergebracht hat. Ob seine Parteifreunde ihm das übel nehmen oder dafür dankbar sind, wird sich heute Abend zeigen. 

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