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Rauchverbot: Grauer Wirt zieht gegen das Gesetz

In einer Ein-Raum-Kneipe wird es äußerst schwierig, das Rauchverbot umzusetzen. Also lässt der Politiker Norbert Raeder in seinem Lokal die Gäste munter weiter rauchen.

Die Aschenbecher stehen wieder im „Kastanienwäldchen“. Norbert Raeder, Inhaber der Ein-Raum-Kneipe an der Residenzstraße in Reinickendorf, kann sich die Umsatzeinbußen wegen ausbleibender Raucher schlicht nicht mehr leisten, sagt er. Um 60 Prozent sei sein Umsatz in der ersten Woche des neuen Jahres gesunken. Deshalb darf jetzt wieder geraucht werden. Außerdem mobilisiert der 39-Jährige auch andere Gastwirte und seine Gäste, gegen das Rauchverbot in seiner jetzigen Form zu kämpfen.

Norbert Raeder ist auch Landesvorsitzender der Partei Die Grauen/Graue Panther und Fraktionsvorsitzender in der Reinickendorfer Bezirksverordnetenversammlung. Ein Lokalpolitiker, der sich selbst nicht an das Gesetz hält – einen „inhaltlichen Konflikt“ trage er derzeit mit sich aus, sagt Raeder. Das Rauchverbot bringe aber nicht nur die eigene Existenz in Gefahr, sondern auch die seiner Angestellten. Kellner, Türsteher, Putzkolonne: Alle haben längst nicht mehr so viel zu tun wie früher. Raeder überlegt, künftig erst ab 16 Uhr zu öffnen.

Am Sonntag erst demonstrierten laut Raeder mehr als 400 Berliner bei Freibier und Livemusik in und vor seinem Kastanienwäldchen. „Rauchverbot ist für unseren Wirt der Tod“ stand auf einem der Plakate. Eine Parteiveranstaltung sei das nicht gewesen, sagt Raeder. Die Grauen setzten sich zwar für die Selbstbestimmung jedes Einzelnen ein – und damit auch für das Recht der Wirte, ein Raucherlokal zu führen. Zur Demonstration seien aber auch Vertreter anderer Parteien gekommen. Für die nächsten Wochen sind weitere Demonstrationen geplant. Bis vor das Rote Rathaus will Norbert Raeder notfalls ziehen: „Die Grauen werden das in den Bezirken mit anschieben.“

Das Risiko, ab Jahresmitte Bußgelder zahlen zu müssen, geht Raeder ein: „Wenn das so weitergeht, muss ich sowieso bald schließen. Entweder, weil ich nichts mehr verdiene, oder weil ich Strafe zahlen muss.“

Christina Kohl

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