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Verdreht. 208 Millionen Euro haben Anleger in den Fonds gesteckt, mit dem Riesenräder in Peking, Orlando und am Bahnhof Zoo gebaut werden sollten. Nun ist vom Geld kaum noch etwas da. Letzte Hoffnung: Ein neuer Investor mit viel Geld und noch mehr Mut.

© dpa

Riesenradprojekt: Uni-Campus statt großer Dreh

Das Riesenradprojekt am Zoologischen Garten ist tot. Auch der Regierende Bürgermeister Wowereit glaubt nicht mehr an die Touristenattraktion am Zoo.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Der geschlossene Immobilienfonds, aus dem drei spektakuläre Aussichtsräder in Berlin, Peking und Orlando finanziert werden sollten, wird voraussichtlich im Mai abgewickelt. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) wies während seiner Bezirkstour durch Charlottenburg-Wilmersdorf am Donnerstag darauf hin, dass das Projekt „von Anfang an ein Riesenrisiko gewesen ist“. Das hätten alle gewusst, trotzdem sei es „bedauerlich, dass das Aussichtsrad jetzt nicht kommt“. Für das Land Berlin entstehe daraus aber kein Schaden.

Während die Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen (SPD) hofft, dass die Touristenattraktion im westlichen Stadtzentrum doch noch einen privaten Bauherrn findet, ist Wowereit skeptisch. Er glaubt nicht an einen neuen Investor, der das nötige Kleingeld mitbringt. Trotzdem wollen die Riesenradinitiatoren, die DBM Fonds Invest GmbH aus Frankfurt/Main, im Mai einen vielleicht letzten Versuch starten, das Berliner Projekt samt Grundstück an einen privaten Interessenten zu verkaufen, der 70 Millionen Euro mitbringt. Das Aussichtsrad in Peking ist pleite, der Bau in Orlando wird stillschweigend aufgegeben. „Der Fokus liegt eindeutig auf Berlin“, sagt Christian Harreiner, Geschäftsführer der Fondsgesellschaft.

Wenn sich auch in Berlin keine Kreditgeber finden, muss sich der Senat für die brachliegende Immobilie im westlichen Stadtzentrum eine andere Nutzung ausdenken. „Es gibt Überlegungen in Richtung Universität“, sagte die Sprecherin der Stadtentwicklungsverwaltung, Petra Rohland am Donnerstag. „Wenn das Projekt gestorben ist, werden wir uns aus städtebaulicher Sicht wieder damit befassen müssen.“ Das Grundstück am Zoo liegt am Westrand des geplanten Uni-Campus City-West, der die Technische Universität und die Universität der Künste mit dem Stadtzentrum eng verzahnen soll. Es ließe sich gut in den Campus integrieren. Der eigentlich zuständige Baustadtrat des Bezirks Mitte, Ephraim Gothe (SPD), verweigert jeden Kommentar zur Zukunft des Riesenradareals.

Der Senat hatte sich 2007 für das Grundstück nordwestlich des Bahnhofs Zoo, das für 25 Millionen Euro an die Berliner Projektgesellschaft verkauft wurde, vertraglich ein Rückkaufsrecht gesichert und könnte anschließend wieder voll über die Immobilie verfügen. Den Schaden haben die privaten Fondsanleger, die 2006 insgesamt 208 Millionen Euro in den Riesenradfonds investierten. Die Mindesteinlage von 10 000 Euro ist jetzt noch 800 bis 900 Euro wert.

Anfang April erhielten die Anleger ein Vergleichangebot der Fonds Invest GmbH, hinter der die niederländische Staatsbank ABN Amro steht: 60 Prozent der Beteiligungssumme sofort oder 85 Prozent Ende 2018. Bisher hat etwa jeder fünfte Zeichner das Angebot angenommen, die Annahmefrist endet am 23. April. 20 Prozent des Volumens sind bisher zurückgekauft. „Wir sind zuversichtlich, dass eine Mehrheit der Anleger den Vergleich akzeptiert“, sagt Harreiner. Nach Abwicklung des Fonds soll die Suche nach Banken und einem Generalübernehmer fortgesetzt werden, um das Riesenrad zu retten. Angeblich gibt es Interessenten, die der Fondsgeschäftsführer aber nicht nennen will. Vom Fondskapital sind noch knapp 18 Millionen Euro übrig. Das reichte gerade einmal für ein Viertelrad.

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