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© Thilo Rückeis

S-Bahn-Chaos: CDU-Politiker geben Wowereit Ratschläge für Bahngipfel

CDU-Chef Henkel wagt mit Parteifreunden und einem Tross Presseleuten das Abenteuer Nahverkehr. Dabei entgeht ihnen eine wichtige Regelung, für die andere wegen Schwarzfahrens zahlen müssen.

Donnerwetter! Wie der Senat die S-Bahn aus ihrer desolaten Lage führen soll, weiß die CDU genau. An Kleinigkeiten dagegen hapert es: Welchen Fahrschein man braucht, um mit der S-Bahn zu fahren, weiß man bei den Schwarzen jedenfalls nicht. Und so sind sie am Dienstag mit Landes- und Fraktionsschef Frank Henkel an der Spitze schwarzgefahren, begleitet von einem Tross Fotografen und Kameraleuten. Mit der Fahrt wollte die CDU ihre Forderungen zum Spitzengespräch des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) und Bahnchef Rüdiger Grube am morgigen Donnerstag medienwirksam untermauern.

Unter fachkundiger Anleitung hatte sich Henkel auf dem S-Bahnhof Potsdamer Platz einen Fahrschein aus dem Automaten gezogen und immerhin für die Fahrt nach Lichterfelde Ost die richtige Tarifgruppe gewählt (AB). Eine Umweltkarte habe er nicht, weil er so selten fahre, sagte Henkel nach dem Kauf auf Nachfrage. Bei der Rückfahrt verzichteten er und Fraktionssprecher Michael Thiedemann aber darauf, einen neuen Fahrschein zu lösen, weil auf dem Ticket stehe, dass es 120 Minuten gültig sei, wie der Sprecher erklärte. Dass Hin- und Rückfahrten mit einem Fahrschein schon seit Jahren nicht mehr zulässig sind, ist den S-Bahn-Experten bei der CDU entgangen. Sie fahren aber, wie sie selbst sagten, auch selten Bahn oder Bus. Henkel steigt vielleicht ein Mal im Monat ein.

Die Sache ist aber auch nicht einfach. Den Hinweis auf die 120 Minuten gibt es nur bei Tickets aus den Automaten der S-Bahn. Beim Kauf am Schalter oder bei der BVG fehlt er dagegen. Dafür teilt der Automat mit, dass das Ticket nur für eine „einfache Fahrt“ genutzt werden darf. Alles klar? Pech hatten die Oberen, dass ihr Verkehrsexperte Oliver Friederici nicht dabei sein konnte. Dieser habe sich erkältet – beim Warten auf eine S-Bahn.

Damit sich die Wartezeit wieder verkürzt und die S-Bahn zum Normalbetrieb zurückfindet, fordern die Experten der CDU einen „Erneuerungszeitplan“ für die künftige Instandhaltung der Züge, „weiteren Ersatzverkehr“ mit anderen Bahnen und Bussen sowie einen Halt der ICE- und IC-Züge am Bahnhof Zoo, eine „erhebliche Entschädigung“ der Fahrgäste, wozu der Senat auch die einbehaltenen Zuschüsse an die S-Bahn verwenden solle, sowie eine schriftlich garantierte „Erfolgsgarantie“ der Bahn.

Sollte das Spitzengespräch nicht diese Ergebnisse bringen, werde die CDU zeigen, wie man der Bahn richtig drohen könne. Aber erst auf der nächsten Sitzung des Abgeordnetenhauses am 25. Februar. Henkel war am Nachmittag, konfrontiert mit der Schwarzfahrt aus Unwissenheit, übrigens eingefallen, dass er ja eine gültige Jahreskarte seiner Eltern in der Tasche gehabt habe. Den Einzelfahrschein habe er nur für ein Foto gekauft. Na denn. Klaus Kurpjuweit

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