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Treberhilfe: Harald Ehlert will seine Anteile verkaufen

Bis zuletzt wurde Harald Ehlert nicht müde, seine hohen Bezüge zu verteidigen. Nun hat der beurlaubte Chef der Treberhilfe angekündigt, sich aus der Firma zurückzuziehen.

Harald Ehlert, Teilhaber und beurlaubter Chef der gemeinnützigen Treberhilfe-Gesellschaft, will sich aus der von ihm gegründeten Firma zurückziehen. Dies sagte der Aufsichtsrat des Unternehmens Frank Biskup am Donnerstag: „Herr Ehlert ist bereit, nicht als Geschäftsführer zurückzukehren, und er ist bereit, seine Anteile zu verkaufen. Es gibt eine Zukunft der Treberhilfe ohne Herrn Ehlert.“

Die Geschäftsanteile an der Treberhilfe könne ein neuer Gesellschafter übernehmen, hieß es weiter Sondierungsgespräche liefen bereits. Man sei überrascht über die „vielen Interessenten“, sagte Aufsichtsratsmitglied Carsten Lobbedey. Beide Treberhilfe-Kontrolleure bestritten, dass der Schritt mit möglichen finanziellen Engpässen der Gesellschaft zusammenhängen könnte. Man suche nach Partnern, aber man sei nicht in einer Situation, „dass kurzfristig eine Insolvenz herbeizuführen wäre“, so Biskup.

Treberhilfe erwägt, Schäden gegen Diakonie geltend zu machen

Gerüchte über wirtschaftliche Probleme kursieren bereits seit längerem. Sie wurden aber ebenso oft von dem in Teilen neu besetztem Kontrollgremium dementiert. Der Trägerverein Diakonie, der ein Verfahren zum Ausschluss der Treberhilfe eingeleitet hat, gründete deshalb vor kurzem das ebenfalls gemeinnützige Unternehmen „Die neue Chance“. Dieses bietet dieselben Leistungen wie die Treberhilfe an, Jugend- und Wohnungslosenhilfen, und wirbt bereits mit Stellenausschreibungen um Mitarbeiter.

„Bemerkenswert“ nennt die Treberhilfe-Spitze diese „Konkurrenz“. Zugleich erklärte man aber, dass bisher nur neun von 260 Mitarbeitern gekündigt hätten. Aber der Stachel sitzt: Man schließe nicht aus, wegen der Äußerungen aus der Diakonie und der Senatsverwaltung für Soziales über eine mögliche Zahlungsunfähigkeit der Treberhilfe, „Schäden geltend zu machen“, sagte Biskup.

Die Treberhilfe steht wegen des umstrittenen Geschäftsgebarens seines Gründers Harald Ehlert sowie dessen hohen Bezügen in der Kritik. Losgetreten wurde die Affäre, als einer seiner beiden luxuriösen Dienstwagen mit überhöhter Geschwindigkeit geblitzt worden war und die Treberhilfe weder den Fahrer des Maseratis verraten noch das Führen eines Fahrtenbuchs hinnehmen wollte. Später wurde bekannt, dass Ehlert für wenig Geld eine Wohnung in einer aufwändig sanierten und ausgebauten Villa in Wasserlage bei Potsdam mietet. Die Staatsanwaltschaft ermittelt aufgrund von zwei Anzeigen wegen Untreue gegen Ehlert.

Sozialsenatorin begrüßt das Rückzugsangebot

Die Senatorin für Soziales Carola Bluhm (Linke) sagte auf Anfrage: „Wenn Herr Ehlert sich endgültig zurückziehen würde, dann ist es die Einsicht, dass Fehler passiert sind. Das begrüßen wir.“ Allerdings hätten die vergangenen Wochen gezeigt, dass bei der Treberhilfe immer noch ein System Ehlert herrsche. Deshalb bleibe die Aufforderung des Senats an die neue Geschäftsführung und den in Teilen neu besetzten Aufsichtsrat bestehen, von sich aus für Transparenz zu sorgen und zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen – und nicht das Ergebnis von Ermittlungen abzuwarten.

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