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Verdacht auf Untreue: Ermittler durchsuchen Räume der Treberhilfe

Staatsanwaltschaft und Finanzbehörden greifen bei der Treberhilfe durch. Ein Dutzend Beamte sind am Donnerstag bei der Einrichtung eingerückt, um Unterlagen zu sichern.

Staatsanwaltschaft und Finanzbehörden greifen bei der Treberhilfe durch. Ein Dutzend Beamte sind am Donnerstag bei der Einrichtung eingerückt, um Unterlagen zu sichern. Die Ermittler prüfen den Vorwurf der Untreue gegen den früheren Geschäftsführer Harald Ehlert, der heute noch über einen Treuhänder Eigentümer von 50 Prozent der Anteile an der gemeinnützigen Gesellschaft ist. Auch der luxuriösen Villa am Wasser in Caputh, in der Ehlert eine Wohnung günstig mietet, statteten die Beamten einen Besuch ab.

In der Kritik steht die Treberhilfe, seitdem der sportive Dienstwagen von Ehlert mit überhöhter Geschwindigkeit geblitzt wurde und die Einrichtung Einspruch gegen das Führen eines Fahrtenbuchs einlegte. So begann die „Maserati-Affäre“, und es wurden immer mehr Details über die sehr hohen Bezüge des selbst ernannten „Sozialunternehmers“ Ehlert bekannt. Zurzeit prüft das Finanzamt für Körperschaften, ob die Gemeinnützigkeit aberkannt wird. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Untreue. Zwei Dachverbände haben Schritte zum Ausschluss der Treberhilfe eingeleitet.

Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Martin Steltner bestätigte die „Durchsuchungsmaßnahmen in Berlin und Caputh“: Ein Staatsanwalt und Beamte der Steuerfahndung haben bei der Treberhilfe Unterlagen gesichert. „Der Gegenstand des Ermittlungsverfahrens ist der Vorwurf einer Steuerstraftat“, so Steltner. Wegen des Steuergeheimnisses könne er aber nicht mehr dazu sagen.

Detailliert werden die Vorwürfe in einem Schreiben der Diakonie festgehalten, das dem Tagesspiegel vorliegt. Der Dachverband, in dem die Treberhilfe noch Mitglied ist, hat eine außerordentliche Mitgliederversammlung für den 17. Juni einberufen. Dann soll der von der Diakonie-Geschäftsführung empfohlene Ausschluss der Treberhilfe beschlossen werden. Begründung: Ehlert habe „unverhältnismäßige Gesamtbezüge von über 200 000 Euro“ bezogen. Bei der Treberhilfe seien „Rechnungen für privaten Konsum aus Mitteln der gemeinnützigen Organisation“ bezahlt worden. Die Treberhilfe habe nicht nachgewiesen, dass Ehlert seinen Maserati „ausschließlich für dienstliche Zwecke genutzt“ habe. Und schließlich soll Ehlert Gebühren für Bürgschaften erhalten haben „ohne erkennbare Gegenleistung“.

Nach den Durchsuchungen zeigte sich Sozialsenatorin Carola Bluhm (Linke) „erleichtert darüber, dass es nun erkennbar vorangeht“. Bluhm hatte eine der beiden Strafanzeigen gegen Ehlert gestellt. In einen Brief an Finanzsenator Ulrich Nußbaum fragt Bluhm, warum Steuerbehörden und Finanzverwaltung so lange die „Selbstbedienung des Geschäftsführers“ geduldet hätten. „Das hohe Gehalt, der Maserati, die Villa am See – all das hätte ohne die Gemeinnützigkeit nicht finanziert werden können.“ Denn dann hätte die Treberhilfe Steuern zahlen müssen und solche Überschüsse nicht erzielen können. Den Finanzbehörden komme eine besondere Prüfverantwortung zu. „Ich möchte gerne wissen, wie Senator Nußbaum dieser Verantwortung nachgekommen ist“, sagte Bluhm.

Der Aufsichtsratschef der Treberhilfe Carsten Krueger sprach von einer „presseöffentlichen Skandalkampagne um Herrn Ehlert“. Die Gemeinnützigkeit der Treberhilfe sei nicht bedroht. Die Einrichtung habe den Ermittlern dazu ein Gutachten vorgelegt. Zu Spekulationen über Finanzprobleme sagte Krueger: „Die Zahlung der Gehälter wurde vorfristig angewiesen.“ Aufsichtsratsmitglied Frank Biskup sagte, dass zur Not „Immobilien verkauft werden könnten“.

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