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Wochenende: Grillen und Müllen im Tiergarten

Dieses Wochenende wird angebrutzelt. In Mitte erinnern Bezirksstadtrat und Ordnungsamt ans Einhalten der Grillverbote.

Strahlendes Wetter mit langsam kletternden Temperaturen, das Grün der Bäume noch unvollkommen und frisch, die Grasnarbe schütter und zart: Dieses Wochenende blasen die Berliner mit Würsten und Nackensteaks zum inoffiziellen Frühlingsangrillen im Großen Tiergarten. Die ersten Griller waren dann auch schon am sonnigen Samstagmittag angerückt, mit Tischen, Bierbänken und Holzkohle im Gepäck – und natürlich Geflügel und Hackfleisch in rauen Mengen.

Am frühen Abend stand ihnen Besuch am Essenstisch bevor, da wollte der Bezirksstadtrat von Mitte, Carsten Spallek (CDU) vorbeischauen, in dessen Ordnungsamtbereich der städtische Lieblingsgrillplatz zwischen John-Foster-Dulles-Allee, Straße des 17. Juni und Spreeweg fällt. Mit einem Trupp vom Ordnungsamt wollte Spallek etwaige erste Grillfrevler ertappen und allgemein die Einhaltung des Grillverbots im Park überprüfen. Bereits im vergangenen Jahr hatte er vergeblich gefordert, die im Jahr 2009 160 Tonnen Müll verursacht habende Grillerei hier komplett zu untersagen. „Doch nach wie vor sehe ich dafür keine politische Mehrheit“, sagt Spallek, der sich vom Senat und den anderen Bezirken im Kampf gegen den Grillmüll im Stich gelassen fühlt.

Was in Berlins Grünanlagen in Sachen Grillen erlaubt oder eher was verboten ist, regelt das Grünanlagenschutzgesetz. Im privaten Garten darf eh jeder brutzeln, wie er mag, solange er die Nachbarn nicht belästigt. Auf öffentlichen Grünflächen ist Grillen verboten, außer in den 16 Parks, die Grillplätze ausweisen. Neben dem Tiergarten und dem Monbijoupark in Mitte sind das unter anderem der Volkspark Friedrichshain, der Görlitzer Park in Kreuzberg, der Mauerpark, der Preußenpark in Wilmersdorf, der Treptower Park oder der Stadtpark Lichtenberg. Die Bezirke Marzahn-Hellersdorf, Neukölln, Reinickendorf, Spandau und Tempelhof-Schöneberg zeigen Grillfans die kalte Schulter und weisen keine Plätze aus. Eine Übersicht samt Grillbroschüre findet sich auf der Homepage der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.

Details regeln bezirkliche Grillordnungen, wie Mitte eine hat. Darin ist festgelegt, dass keiner beim Grillen die Vegetation schädigen darf, also weder Zweige abreißen, unter Baumkronen grillen, Löchern buddeln noch die Grasnarbe verbrennen. Letzteres passiert leicht beim Grillen mit gestelllosen Aluschalen, die es in jeder Tankstelle gibt. Der Grill müsse 30 Zentimeter Bodenabstand halten, sagt Stadtrat Spallek, und dürfe keine Grillfläche von mehr als einem halben Quadratmeter haben. Und das Grillgut muss kleinteilig sein, das heißt, auch in diesen Sommer wird es wieder nichts mit dem Spanferkelessen im Tiergarten. Ganze Schweine, Rinder, Hammel, Truthähne zu grillen ist verboten.

200 000 bis 300 000 Euro habe der Bezirk Mitte letztes Jahr für die Müllentsorgung im Tiergarten ausgeben, sagt Spallek, für den jeder Griller ein potenzieller Vermüller und damit der beste Griller gar kein Griller ist. Um die Einhaltung der Grillordnung zu überwachen, gibt es in Mitte 53 Ordnungsamtsmitarbeiter, die sich aber auch um Hundekot in Wedding oder um Ruhestörungen kümmern. Schlechte Chancen also, dass der Sommer 2010 einer mit Grillspaß, aber ohne Müll und Folgediskussion wird. Mehr als seinen dringenden Appell, schonend zu grillen und Müll wieder mit nach Hause zu nehmen, hat Carsten Spallek zum Saisonstart nicht im Köcher. In ein paar Wochen ist im Tiergarten womöglich wieder Grillruhe – während der geplanten Fanmeile zur Fußball-WM wird der Grillplatz vielleicht gesperrt. Gunda Bartels

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