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Ende in Handschellen: Hier wird ein Mann festgenommen.

© imago stock

Landgericht Berlin: Anklage wegen Menschenschmuggel

Vier mutmaßliche Schleuser mit Wohnsitz in Spandau sollen bei Schlepperfahrten Menschen illegal nach Deutschland geschmuggelt haben. Jetzt müssen sie sich vor Gericht verantworten.

Die Skrupellosigkeit von Schleuserbanden löst immer wieder Entsetzen aus. Und das Geschäft mit dem Flüchtlingselend boomt. Vier Männer, die von Berlin aus mitgemischt haben sollen, stehen nun vor dem Landgericht. Es sind Libanesen mit Wohnsitz in Spandau.

Es geht um 13 Schlepperfahrten, bei denen laut Anklage bis zu zwölf Menschen aus Syrien, dem Irak, Pakistan und Afghanistan illegal von Österreich nach Deutschland geschmuggelt wurden – in gemieteten Fahrzeugen, die oft überladen waren. Kinder sollen teilweise auf dem Boden gesessen haben.

Vor seiner Inhaftierung sei er Angestellter eines Fahrdienstes gewesen

Einer der Männer wurde aus der Untersuchungshaft vorgeführt: Kassem Al C., 41 Jahre alt und vierfacher Vater. Nach monatelangen Ermittlungen klickten für ihn im Januar die Handschellen. Vor seiner Inhaftierung sei er Angestellter eines Fahrdienstes gewesen und habe behinderte Menschen transportiert, erklärte er nun.

Sie sollen als Mitglieder einer Schleuserbande agiert haben

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die vier Männer als Mitglieder einer österreichisch-deutschen Schleuserbande agierten. Al C. habe von April bis August 2016 mit weiteren Komplizen in Österreich und Italien mehrere Schleusungen organisiert. Fahrer habe er angeheuert, habe selbst Schmuggeltransporte durchgeführt oder in einem „Pilotfahrzeug“ gesessen, um vor Polizeikontrollen zu warnen.

Auch Ali K. – wie die beiden weiteren 43- und 41-jährigen Angeklagten als Fahrer bei einigen Touren eingesetzt – saß kurz in Haft. Der 33-Jährige sagte damals aus, wurde haftverschont.

Auch in Österreich wird gegen die mutmaßliche Bande ermittelt

Al C. soll an allen 13 Fällen beteiligt gewesen sein. Er war im April 2016 an der Grenze zu Österreich kontrolliert worden. Syrer ohne Papiere sollen in seinem Fahrzeug festgestellt worden sein. Ein Verfahren wurde eingeleitet. Außerdem meldete sich fast zeitgleich ein Libanese bei der Bundespolizei in Bayern und benannte Al C. als mutmaßlicher Schleuser. Auch in Österreich wird gegen die mutmaßliche Bande ermittelt.

Menschenschmuggel gegen Geld

Menschenschmuggel gegen Geld – davon geht die Anklage aus. Genaueres aber ist nicht bekannt. „Die Angeschuldigten erhielten für die Schleusung einen Geldbetrag in unbekannter Höhe“, heißt es in der Anklage. Die Zahl der Geschleusten ist ebenso unbekannt. Mehr als 60 seien es gewesen, möglicherweise um die 100 Menschen.

Schleusern drohen ein bis zehn Jahre Haft

Bereits vor zwei Jahren standen Schleuser syrischer Flüchtlinge in Berlin vor Gericht. Knapp vier Jahre Haft erhielt ein Ägypter. Er hatte laut Urteil ein kriminelles Netzwerk von Mailand bis nach Dänemark aufgebaut. Es ging um 236 Flüchtlinge.

Schleusern drohen ein bis zehn Jahre Haft. Ob sich die vier Angeklagten zu den Vorwürfen äußern werden, blieb zunächst offen. Weil Verteidiger die Besetzung des Gerichts bezüglich eines Schöffen rügten, wurde der Prozess auf den 22. August vertagt.

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