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Am 19. November beginnt gegen die Raser ein neuer Prozess.

© Britta Pedersen

Landgericht Berlin: Dritter Prozess gegen Ku'damm-Raser beginnt

Mit bis zu 170 km/h rasten die beiden Angeklagten mit ihren Sportwagen über den Kurfürstendamm. Ein Unbeteiligter starb. Jetzt wird wieder verhandelt.

Als der zweite Prozess vor drei Monaten platzte, hofften die Ku’damm-Raser auf Freilassung. Doch auch beim dritten Start werden Hamdi H. und Marvin N. aus der Untersuchungshaft in den Gerichtssaal geführt. Die Männer schossen in einer Februarnacht 2016 in ihren hochtourigen Sportwagen wie Pfeile durch die City West und lieferten sich ein Rennen mit tödlichem Ausgang für einen unbeteiligten Jeep-Fahrer. Sind sie Mörder? Ab Montag wird der Fall vor der 32. Großen Strafkammer des Landgerichts aufgerollt. Es ist ein Verfahren, das bundesweit für Aufsehen sorgt.

Im Februar 2017 hatte die 35. Große Strafkammer gegen die inzwischen 29 und 27 Jahre alten Angeklagten deutschlandweit erstmals in einem Raser-Fall auf Mord und lebenslange Freiheitsstrafen entschieden. Der Bundesgerichtshof (BGH) allerdings kassierte das Urteil. Der Tötungsvorsatz sei nicht ausreichend belegt, kritisierten die Bundesrichter. Die Akten landeten für die Neuauflage bei der 40. Großen Strafkammer des Berliner Landgerichts. Die Verteidiger von Marvin N. beantragten die Haftentlassung. Die neuen Richter lehnten dies Ende März ab.

Aus Sicht der Staatsanwaltschaft gemeinschaftlicher Mord

Sie stützten sich in der Begründung teilweise auf das aufgehobene erste Urteil. Für die Verteidiger wiederum Grund, die drei Berufsrichter der 40. Kammer wegen Besorgnis der Befangenheit abzulehnen. „Ihr Urteil steht bereits fest, bevor die Hauptverhandlung überhaupt begonnen hat“, hieß es in ihrem Antrag. Der Prozess kam nicht weit. Nun ist es die 32. Große Strafkammer, die sich mit dem spektakulären Fall befassen wird. 20 Termine sind bislang terminiert. Im Kern geht es um die Frage, ob die Angeklagten das tödliche Risiko erkannt und es billigend in Kauf genommen haben – ob es ihnen quasi egal gewesen ist, dass andere Verkehrsteilnehmer durch ihr Verhalten möglicherweise zu Tode kommen.

Unstrittig ist ihre Raserei. Marvin N. und Hamdi H. standen zufällig an einer Ampel nebeneinander. Weißer Mercedes AMG mit 381 PS gegen Audi A6 TDI mit 225 PS. Mit bis zu 170 Kilometern pro Stunde schossen sie über den Kurfürstendamm. Mit Vollgas, hochgefährlich, rücksichtslos. Über elf Ampeln, die meisten auf Rot. Bis es zweieinhalb Kilometer später zum Unfall kam. Es war 0.40 Uhr, als ein Jeep bei für ihn grüner Ampel an der Tauentzienstraße auf die Kreuzung rollte. Der Audi von H. rammte den Geländewagen von Michael Warshitsky. Der Jeep wurde 72 Meter weit geschleudert. Der 69 Jahre alte Fahrer hatte keine Chance. Er starb in seinem Wagen. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft war es gemeinschaftlicher Mord.

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