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Das Kunstwerk. Viele wollten es sehen am ersten Tag des Eröffnungsfestes.

© dpa

Landtag in Potsdam: "Hitler und Anne Frank in einer Reihe? Das geht nicht"

Das Publikum fotografierte und diskutierte – die Aufregung über Lutz Friedels „Hitler“ blieb aber weitgehend aus im neuen Landtag. Diskutiert wurde aber schon: sachlich.

Da hing es nun, gegenüber dem Plenarsaal, das Bild, auf dem man Adolf Hitler erkennen kann. Als am Samstag das Landtagsschloss in Potsdam eröffnet wurde, konnte erstmals auch die umstrittene Ausstellung des Künstlers Lutz Friedel gesehen werden, die im Vorfeld solche Erschütterungen ausgelöst hatte. Mancher blieb stehen, fotografierte, las den Titel: „Ich als Helge Schneider als Adolf Hitler“. Der Ansturm blieb aus, der große Aufreger war es nicht. Geteilt waren die Reaktionen aber allemal. „Man kann Hitler und Anne Frank nicht in eine Reihe hängen. Das geht nicht“, sagte etwa Bärbel Mann, eine Besucherin aus der Prignitz. „Wie wirkt das denn auf Gäste aus dem Ausland?“ Es sei zu hoffen, dass „der Landtag das nächste Mal ein besseres Händchen“ beweise. Andere wunderten sich, warum um dieses eher unscheinbare Werk, in der Reihe der 112 Kunstwerke kaum zu finden, „so viel Gewese“ gemacht worden sei, wie ein älterer Mann sagte.

Insgesamt hielt sich das Interesse an der Friedel-Ausstellung eher in Grenzen, galt die Neugier der tausenden Besucher dem Gebäude. Und damit hatte der Künstler selbst kein Problem. „Es ist keine Ausstellungseröffnung. Es ist der Tag der Eröffnung des Landtages“, sagte Lutz Friedel, 65, der vor Ort war, aber nicht offensiv auftrat, mehr stiller Beobachter war. Er sei gelegentlich angesprochen worden, teils kritisch, teils zustimmend. „Ich kann aber nicht wie ein Marktschreier stundenlang meine Werke erklären, mich am Ende womöglich noch dafür entschuldigen.“ So schaute er zu, selten erkannt, wie das Publikum reagierte. „In absoluter Normalität, man setzt sich auseinander.“ Das freute ihn. Die Wucht der Debatte vorher habe ihn dagegen „überrascht“, sagte Friedel. „Man hat das zu einem Zeitpunkt losgetreten, als noch niemand die Bilder gesehen hatte.“

Bezeichnend sei, dass in der Debatte auch dieser Satz fiel: „Die Grenzen der Kunst sind überschritten“. Genau wie damals, als seine Kunst der SED missfiel und er 1984 die DDR verließ. „Dass ich das 30 Jahre später wieder höre, hätte ich nie gedacht.“ Da sich nun jeder ein Urteil bilden kann, rechnet Friedel mit einer „Versachlichung“ – trotz der Forderung der CDU, die Ausstellung abzublasen. „Wenn die Bilder in elf Monaten wieder abgehängt werden, werden vielleicht auch Kritiker sagen: Es war schmerzhaft, es hat Diskussionen gegeben, aber es war gut so.“

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