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Berlin: Lange Arbeitszeiten, teures Equipment, hohe Verluste - Röntgenärzte wollen höhere Honorare jetzt einklagen

Erst wollten sie streiken, dann baten sie ohne Erfolg um solidarische Nothilfe der Kollegen und nun planen Berliner Röntgenärzte, ihre eigene Selbstverwaltung zu verklagen. "Wir arbeiten 60 bis 70 Stunden am Tag, diagnostizieren Patienten im Auftrag anderer Ärzte mit teuren hochmodernen Röntgengeräten, Computer- oder Kernspintomographen, sagt die Kreuzberger Radiologin Gloria Yenerim, "doch unsere Honorare für Röntgendiagnostik sind mittlerweile so tief gefallen, dass wir nur noch Verluste machen".

Erst wollten sie streiken, dann baten sie ohne Erfolg um solidarische Nothilfe der Kollegen und nun planen Berliner Röntgenärzte, ihre eigene Selbstverwaltung zu verklagen. "Wir arbeiten 60 bis 70 Stunden am Tag, diagnostizieren Patienten im Auftrag anderer Ärzte mit teuren hochmodernen Röntgengeräten, Computer- oder Kernspintomographen, sagt die Kreuzberger Radiologin Gloria Yenerim, "doch unsere Honorare für Röntgendiagnostik sind mittlerweile so tief gefallen, dass wir nur noch Verluste machen".

Das "finanzielle Desaster" hängt mit einer rasanten technischen Hochrüstung der Röntgenpraxen zusammen: So stieg zum Beispiel die Zahl der jeweils rund zwei Millionen Mark teuren Kernspintomographen allein im Jahre 1998 von vorher elf auf 18. Da das Patienten schonende, weil strahlungsfreie Kernspinverfahren nach innerärztlichem Berechnungsschlüssel rund 16 Mal höher bewertet wird als konventionelles Röntgen, wuchsen die Honorarforderungen sprunghaft. Der Vergütungstopf der Radiologen bei der Kassenärztlichen Vereinigung wurde jedoch nicht entsprechend größer. Die Folge: Immer weniger Geld je einzeln abgerechneter Diagnostik.

Als man um innerärztliche Nothilfe bat, sei die Reaktion "Eiseskälte" gewesen, so Hans Körfer vom Berufsverband, "obwohl wir ausschließlich im Auftrag überweisender Kollegen arbeiten und die höchsten Betriebskosten haben." Der Ruf, besonders gut verdienende Ärzte zu sein, stimme längst nicht mehr. An der Misere sei die Kassenärztliche Vereinigung mit schuld, da dort keine vernünftige "Bedarfsplanung" gemacht werde, betont Körfer. Obwohl es in Berlin eine 140-prozentige Überversorgung bei Radiologen gebe, würden in Bezirken wie Reinickendorf oder Tempelhof immer noch neue Praxen zugelassen. Die Zahl der Kernspintomographen sei zu hoch: "Wir haben etwa so viele wie in ganz Belgien."

Weil es keine andere Alternative gebe, wolle man nun die Kassenärzte-Vereinigung auf Auszahlung höherer Honorare verklagen, kündigte Körfer an. Ansonsten stünde eine "wildes Praxissterben" bevor.

bk

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