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Berlin: Lange Nacht der Götter

In Berlin feierten mehr als 10 000 Fußballfans auf den Straßen – Griechen und Portugiesen

Am Morgen danach lief im Schöneberger „Café Ellinikon“ schon wieder der Fernseher. Fußball auf allen Kanälen, Analysen, Reportagen, und immer und immer wieder zeigte das griechische Fernsehen das Tor zum 1:0. Es war der einzige Treffer im Finale der FußballEuropameisterschaft in Portugal, und es war der Auslöser einer „lauten und lebhaften Nacht“, wie die Polizei am Montag mitteilte.

Weit mehr als 10 000 griechische Fußballfans, so viele wie in keiner anderen deutschen Stadt, stürmten am Sonntagabend nach dem Schlusspfiff auf die Straßen. Der Verkehr in der Innenstadt brach zusammen. Blau-weiße Fahnen und Flaggen, überall.

So soll es in den kommenden Tagen weitergehen: „Die Party ist noch längst nicht vorbei“, sagt Joannis Selachoglo, Betreiber des „Café Ellinikon“ in Schöneberg. Eine Woche wolle er jetzt feiern, zu schön waren die vergangenen Tage, zu schön der Sieg im Finale gegen Portugal. In den rund 250 griechischen Restaurants in Berlin wurde getanzt – wie auch im „Ypsilon“ in Schöneberg, wo die mehr als 200 Gäste beim Abpfiff auf die Stühle sprangen, jubelten und sangen. Fast überall gab’s Ouzo gratis, die Fans riefen „Hel-las!“ oder „Oo–tto Reeh-hakles!“ Das ist der Spitzname des griechischen Nationaltrainers Otto Rehhagel. Die Regierung in Athen hat dem Deutschen schon die Staatsbürgerschaft angeboten, doch nach der Partynacht jubelte ein Mitarbeiter der griechischen Botschaft in Berlin gar: „Erst war Otto Rehhagel Halbgrieche – jetzt ist er Halbgott!“

Alles blieb ruhig, am Abend, in der Nacht und auch am Morgen, als die letzten Fans in ihre Betten fielen.

Die portugiesischen Fans haben in ihren Berliner Kneipen genauso gezittert und gehofft – nur eben am Ende verloren. „Trotzdem, diese Mannschaft hat mich sehr glücklich gemacht. Ich bin stolz, ein Portugiese zu sein“, sagte Adelino Portela, der Chef des „Café Lisboa“ in Charlottenburg. Im Kiez westlich des Savignyplatzes hatten sich viele portugiesische Fans getroffen, im „Café Lisboa“ gingen 400 Flaschen portugiesisches Bier über den Tresen. Als das Spiel vorbei war, schwieg die Gemeinde traurig, doch dann erhob sie sich und spendete den Griechen lange Applaus.

Nur wenige Straßen weiter zischten da schon die ersten Raketen in den Himmel, am Kurfürstendamm hingen griechische Fans, die sich die Nationalfarben ins Gesicht gemalt hatten, aus den Fenstern ihrer Autos. Ärger gab es keinen, und letztlich feierten die Fans in Berlin auch nicht so exzessiv wie in Griechenland. Dort musste Adidas einen Tag nach dem Finale vermelden, dass es keine blau-weißen Trikots mehr gebe. AG/ana/suz

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