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Berlin: Lange Warteliste

Noch ist ungewiss, ob das Naturkundemuseum in die Leibniz-Gemeinschaft aufgenommen wird

Es war ein großes Versprechen, das Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) bei der Eröffnung der neu gestalteten Ausstellungsräume des Naturkundemuseums am 12. Juli machte: „Wir wollen noch in diesem Jahr zwischen Bund und Ländern eine Vereinbarung schließen und ein konkretes Datum für den Eintritt des Hauses in die Leibniz-Gemeinschaft festlegen.“ Immerhin gehört das Naturkundemuseum weltweit zu den fünf bedeutendsten Museen dieser Art, ist aber immer noch eine Teilruine.

Noch ist jedoch unklar, ob der ambitionierte Zeitplan zu halten ist. Die Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK) wird in diesem Jahr zum letzten Mal am 19. November in Bonn tagen. Für eine Aufnahme des Naturkundemuseums in die Leibniz-Gemeinschaft bestehen dann nur Chancen, wenn die Bundesforschungsministerin Schavan „in einem Handstreich versucht, vollendete Tatsachen zu schaffen“, sagt ein Insider. Denn bisher ist innerhalb der Bundesregierung noch nicht geklärt worden, welches Ministerium den Bundesanteil für die Finanzierung des Naturkundemuseums aufbringen wird – das Bundesforschungsministerium oder das Kulturstaatsministerium, das bisher für die Museen in der Leibniz-Gemeinschaft zuständig ist.

Nach den Regeln der Leibniz-Gemeinschaft können nur dann neue Forschungsinstitute, Bibliotheken oder Museen neu aufgenommen werden, wenn der finanzielle Spielraum dafür geschaffen wird. Dieser ist insofern vorhanden, als der in Adlershof angesiedelte Speicherring für Elektronensynchrotronstrahlung Bessy II von der Leibniz-Gemeinschaft in die Helmholtz-Gemeinschaft verlagert wird.

Im Oktober hatte der Ausschuss für Forschungsförderung der BLK folgende Prioritätenliste für die Neuaufnahmen empfohlen: 1. das Rheumaforschungszentrum in Berlin; 2. das Institut für Friedens- und Konfliktforschung in Bonn; 3. das Zentrum für zeitgeschichtliche Forschung in Potsdam und 4. das Institut für marine Tropenökologie in Bremen. Erst auf einer weiteren Wunschliste, jedoch ohne konkrete Termine, stehen die Erweiterung des Senckenbergmuseums in Frankfurt am Main sowie das Naturkundemuseum in Berlin.

Das Naturkundemuseum erfordert Sanierungskosten in Höhe von 128 Millionen Euro. Davon sind 59 Millionen Euro gesichert. Zum Beispiel wurden 18 Millionen Euro für die Neugestaltung der Ausstellungsräume ausgegeben. 29 Millionen Euro sind für die Sanierung des Ostflügels vorgesehen. Dort werden die besonders gefährdeten 250 000 Gläser mit Tierpräparaten untergebracht.

Nach den Vorstellungen des Museumsleiters Reinhold Leinfelder sollen in einem zweiten Bauabschnitt Ausstellungsräume für die umfangreiche Vogelsammlung entstehen. Die Kosten dafür werden mit 28 bis 30 Millionen Euro veranschlagt. In diesen Größenordnungen denkt jedoch die BLK nicht. Sollten sich die Wissenschaftsminister am 19. November doch noch für die Aufnahme des Naturkundemuseums in die Leibniz-Gemeinschaft entscheiden, geht es allein um den Betrag von zwölf Millionen Euro. Die Hälfte davon ist für den laufenden Betrieb, die andere für bauerhaltende Maßnahmen vorgesehen. Uwe Schlicht

Uwe Schlicht

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