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Berlin: Langer Weg zum nächsten Bad

Weil das Personal fehlt, sollen Vereine in vielen Hallen die Regie übernehmen. Die Öffentlichkeit bliebe draußen

Klaus Lipinsky steckt in der Zwickmühle. Wollte der Vorstandschef der Berliner Bäderbetriebe (BBB) in seinen 38 Schwimmhallen weitermachen wie bisher, müsste er zum Herbst neue Schwimmmeister und Badewärter einstellen. Doch dafür fehlt ihm das Geld. Gleichzeitig muss er aber das unentgeltliche Schwimmen für Schulen, Kitas und Vereine sicherstellen. Die Lösung der BBB ist, wie berichtet, eine Reform des Betriebs in den Schwimmhallen. Der Nachteil für alle: Der Weg zur nächsten Schwimmhalle wird weiter.

Auf dem Tisch liegen zwei Varianten für die Reform. Die erste ist die einfachere, aber auch radikalere Lösung. Sie sieht die Schaffung von zwölf Schwimmsportzentren vor, in denen Schulen und Vereine schwimmen, die Öffentlichkeit aber draußen bleibt. Das hieße für Mitte: Das Stadtbad in der Gartenstraße stünde für zahlende Badegäste nicht mehr zur Verfügung. In Reinickendorf beträfe das die Halle im Märkischen Viertel, in Neukölln das Kombibad Gropiusstadt.

In den betroffenen zwölf Hallen (siehe Liste) würde Lipinsky sein Personal abziehen und die Regie Vereinen oder Sportarbeitsgemeinschaften übertragen. Geplant ist, dass BBB-Schwimmmeister außerdem künftig keinen Dienst in der Wettkampfhalle an der Landsberger Allee, im Sportforum Hohenschönhausen und in der Schwimmhalle am Sachsendamm tun werden. Diese Hallen sind beziehungsweise werden für Vereine, Leistungsschwimmer und Schulen reserviert.

Bei der Variante zwei werden so genannte Bäder-Gruppen gebildet, die sich fast immer an den Bezirksgrenzen orientieren. In diesem Fall wären die Hallen tageweise, beziehungsweise im wöchentlichen Wechsel für die getrennten Nutzergruppen reserviert.

Am Beispiel Reinickendorf hieße das: Die Halle im Märkischen Viertel und das Paracelsusbad würden sich tageweise abwechseln. Ist das eine für die Öffentlichkeit gesperrt, steht das andere ausschließlich zahlenden Badegästen zur Verfügung. Reicht das nicht aus, soll auch das Kombibad Seestraße in das Wechselspiel einbezogen werden. Das Bad an der Seestraße wäre auch Teil der Kalkulation für die anderen Bäder des Bezirks Mitte.

Diese Variante verlangt von allen Nutzern und dem Personal mehr Flexibilität, da man sich informieren und merken muss, wann welche Halle für die entsprechenden Gruppen zur Verfügung stehen. Auch für diese Variante gilt: Die Aufsicht an den Tagen, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind, soll an Vereine oder andere Träger übergehen.

An den Reformplänen gibt es Kritik aus den Bezirken und der Opposition im Abgeordnetenhaus. Unterstützt werden die BBB von den Regierungsparteien und dem Landessportbund. Für Lipinsky gibt es keine Alternative. Solle alles so bleiben wie bisher, müsste das Land in der Konsequenz mehr Geld zuschießen.

Die Reform soll im Herbst umgesetzt werden. Bis dahin läuft der Badebetrieb wie gewohnt weiter. Das heißt für die gerade begonnenen Winterferien: Für die Öffentlichkeit ist jetzt länger geöffnet, weil Schulen und Vereine draußen bleiben. Die Liste steht im Netz unter www.berlinerbaederbetriebe.de, telefonische Informationen unter: (01803) 102020.

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