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Berlin: „Lass uns das an der Tür erledigen“

33-jähriger Mann wollte seine Frau erschießen – dann überrumpelte ihn die Polizei

Katja D. verlegte Teppichboden, als der Krach losging. „Irgendeiner brüllte: ’Komm lass uns das an der Tür erledigen’ – dann war auch schon alles wieder vorbei.“ Was sich in der Wohnung unter ihr ereignet hatte, erfuhr die 31jährige Mutter von drei Kindern erst später. Ein 33-jähriger Familienvater hatte am Sonnabend gegen 20 Uhr in seiner Erdgeschosswohnung an der Wolfgang-Heinz-Straße 54 in Pankow seine Frau mit einem Revolver bedroht. Er wolle sie töten, sagte er der Polizei – die hatte er über den Notruf 110 selbst angerufen. Irgendwelche Forderungen stellte er aber nicht.

Der Polizist in der Notrufzentrale konnte ihn zunächst beruhigen, benachrichtigte aber gleichzeitig ein Spezialeinsatzkommando (SEK). Die besonders geschulten und bewaffneten Beamten überwältigten den angetrunkenen Mann wenig später. Gegen ihn soll Haftbefehl beantragt werden. Die Frau blieb unverletzt, ebenso die zu diesem Zeitpunkt anwesenden vier Kinder zwischen 6 und 10 Jahren. Sie wurden von ihrem Vater nicht bedroht.

Die Familie habe sechs Kinder, sagt Katja D., die erst vor einer Woche in den zehngeschossigen Plattenbau in Buch eingezogen ist. Überall in ihrer Wohnung stehen noch halb geleerte Umzugskartons, Kinder spielen: „Ich mach’ grade das Essen für sie“, entschuldigt sie sich und berichtet dann von ihren Beobachtungen am Vorabend. Vor dem Haus gab es ein großes Polizeiaufgebot: „Irgendwann haben sie den Mann abgeführt“.

Sie sah vom Fenster aus, wie ihn Sanitäter und Polizisten zu einem Rettungswagen brachten. Offenbar wurde er verletzt, als das SEK ihn überrumpelte. Katja D. sah auch, dass Polizisten ein Gewehr aus dem Haus trugen und es in einen Streifenwagen legten: „Ich konnte nicht erkennen, was für eine Waffe es war – obwohl ich Sportschützin bin.“ Es war lediglich ein Spielzeuggewehr, sagte ein Polizist gestern. Der Revolver aber, mit dem er seine Frau bedroht hatte, war echt. Woher der 33-Jährige ihn hat, ist noch ungeklärt.

Der junge Mann aus der Wohnung nebenan hatte mit dem Täter und dessen Familie Silvester gefeiert: „Es war ganz lustig.“ Dass der Familienvater zu so einer Tat fähig sei, hätte er nicht geglaubt. Er sei wohl Alkoholiker, vermutet der Nachbar. Von dem Polizeieinsatz hat er nichts mitbekommen, denn er kehrte erst Sonntagvormittag in seine Wohnung zurück. Geschlafen hat er bei seinen Eltern in Eberswalde.

Den Hintergrund für das Drama kennt niemand, „eine Familiensache“ hieß es bei der Polizei lediglich. Katja D. hat in der einen Woche, in der sie in dem Haus wohnt, schon mehrere laute Streitereien aus der Wohnung unter ihr gehört. Aber das komme wohl in jeder Partnerschaft mal vor, meint sie. Schwierigkeiten mit der Familie im Erdgeschoss habe es bisher nicht gegeben. Ihr Mann beschwerte sich einmal über die Lautstärke der Musik: „Er ging nach unten, dann drehten sie die Anlage leiser.“ weso

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