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Berlin: Lastwagen-Fahrer übersah Radfahrerin – die Frau starb Nach dem Tod einer 67-Jährigen flammt die Diskussion um zusätzliche Außenspiegel wieder auf

Bei einem Unfall in Marienfelde starb gestern eine 67-jährige Radfahrerin, nachdem sie ein rechtsabbiegender Lkw erfasst und 15 Meter mitgeschleift hatte. Die Frau erlag ihren schweren Verletzungen noch am Unfallort an der Friedenfelser Straße/Ecke Straße 427 in Marienfelde.

Bei einem Unfall in Marienfelde starb gestern eine 67-jährige Radfahrerin, nachdem sie ein rechtsabbiegender Lkw erfasst und 15 Meter mitgeschleift hatte. Die Frau erlag ihren schweren Verletzungen noch am Unfallort an der Friedenfelser Straße/Ecke Straße 427 in Marienfelde. Der 45-jährige Lkw-Fahrer kam mit einem Schock ins Krankenhaus. Nachdem er vernommen worden war, wurde er von den Beamten wieder entlassen. Die Frau war rechtmäßig auf dem Fahrradweg gefahren. „Der Laster muss sie übersehen haben“, sagte eine Polizeisprecherin am Freitag.

Die Frau war in Begleitung ihres Mannes auf dem Weg zum Einkaufen. Beide fuhren mit dem Rad die Friedenfelser Straße entlang. Der Ehemann der 67-Jährigen radelte voraus. Plötzlich hörte er einen Schrei und musste mit ansehen, wie seine Frau von dem polnischen Sattelschlepper überrollt wurde. Die Leitstelle der Feuerwehr alarmierte sofort einen Notfallseelsorger, einen katholischen Geistlichen, der sich um den Mann kümmerte. „Dabei sein und Zuhören ist das Entscheidende, was wir in so einer Situation zu tun haben“, sagte der Seelsorger. In solchen Extremsituationen lassen sich Polizei und Feuerwehr „sehr gern von Geistlichen helfen, damit sie die Angehörige von Unfallopfern psychisch betreuen“, sagte ein Polizeisprecher.Nach ersten Erkenntnissen soll der polnische Lkw nicht mit einem zusätzlichen Außenspiegel – zum Beispiel einen Dobli-Spiegel – ausgerüstet gewesen sein. Dieser Sonderspiegel verkleinert den toten Winkel, in dem Lkw-Fahrer nichts sehen können, von 38 auf 4 Grad. Diese Angaben stammen vom „Allgemeinen Deutschen Fahrradclub“ (ADFC), der seit langem fordert, einen solchen Sonderspiegel auch in Deutschland zur Pflicht zu machen. Die Niederlande seien mit gutem Beispiel vorausgegangen – dort sank die Zahl der tödlichen und schweren Verletzungen laut ADFC bei Radfahrern in diesem Jahr um 42 Prozent.

Nachdem sich Unfälle mit rechtsabbiegenden Lastwagen gehäuft hatten, hatte eine breite politische Diskussion um die zusätzlichen Spiegel wie dem Dobli-Spiegel oder dem Spiegel der Herstellerfirma „Mekra“ an Lastwagen begonnen. Das Verkehrsministerium will die EU-Richtlinie, nach der Spiegel gegen den toten Winkel ab 2007 Pflicht sind, auf 2005 vorziehen. Auch die Bundesländer Berlin und Brandenburg hatten sich in einer Bundesratsinitiative dafür ausgesprochen, die Spiegel nicht nur – wie es die EU vorsieht – für Neufahrzeuge ab 7,5 Tonnen vorzuschreiben. Stattdessen sollten die Weitwinkelspiegel bereits an Fahrzeugen ab 3,5 Tonnen befestigt werden, und zwar an allen Lkw.

Die 67-jährige Radfahrerin ist die 65. Verkehrstote in Berlin in diesem Jahr. Elf davon waren Radfahrer, zehn Motorradfahrer und 30 Fußgänger. Die anderen starben im Auto am Steuer oder als Mitfahrer. 2003 zählte die Polizei 77 Verkehrstote, im Jahr davor waren es 82.

Im August war eine 59-jährige Radfahrerin in Hellersdorf von einem rechtsabbiegenden Lkw der Stadtreinigung erfasst und getötet worden. Sie war verbotenerweise auf dem Gehweg gefahren.

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