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Berlin: Laufend gute Laune

Alexandra Huschke hat sich früher knallhart trainiert. Dann dachte sie um. Ihr Stil heute: sanfter Druck, viel Freude

Sie ist blond, durchtrainiert, gut gelaunt, voller Energie. „Der Körper ist das Spiegelbild der Seele“, sagt Alexandra Huschke. Leicht gesagt mit 55 Kilo auf 1,69 Meter. Und apropos gute Laune, sie sagt auch: „Zu seelischem Gleichgewicht gelangt nur, wer sich körperlich fordert.“ Alexandra Huschke, 32, geboren in Reinickendorf, trainiert ihre Klientel „mit sanftem Druck“ und viel Verständnis. Knallhartes Training gilt nur für sie selbst.

Wer ihre sportliche Biografie liest, nimmt Haltung an: Sechs Marathons und Dutzende Halbmarathons ist sie in den letzten sechs Jahren gelaufen. Sie hatte den festen Willen, ihrem Körper etwas abzufordern, persönliche Grenzen auszuloten. Marathon, das bedeutete für sie sieben Tage die Woche Training ohne Rücksicht auf Wetter, Familie, Freunde, körperliche oder geistige Erschöpfung. Leiden für den (Leistungs-) Sport? „Nein, für das Gefühl der Euphorie“, antwortet sie strahlend. „Nach mehr als 42 Kilometern dieses wahnsinnige Glücksgefühl im Ziel, es geschafft zu haben – trotz Schmerzen, Krämpfen und dem sprichwörtlichen ,Mann mit dem Hammer‘.“ Der wartet auf fast alle Läufer ab Kilometer 35 und ruft ihnen ins Gedächtnis, dass ihr Körper eigentlich nicht mehr kann. An dem Punkt geben viele auf.

Alexandra Huschke fing da erst an. Grenzen auszuloten wurde ihr Hobby, eine Frau, die die Extreme liebte. Drei Jahre nach dem ersten Marathon lief sie 70 bis 100 Kilometer in der Woche – neben ihrer Arbeit als Personal-Trainerin. Kein Alkohol, keine Süßigkeiten, irgendwann nicht einmal mehr Brot. Stattdessen Gemüse und Salat. Dann sah sie ein Foto von sich: runtergehungert auf 47,5 Kilo. Vorangegangen war das andere Extrem: „Als ich zwischen 15 und 19 war, wog ich fast 70 Kilo“, sagt sie. Mit 13 hatte sie angefangen zu rauchen, ernährte sich von Weißbrot, Pizza und Döner. Mit 19 fand sie sich zu pummelig und ging ins Fitnessstudio. Da wurde der Sport ihr Verbündeter. Später, mit Anfang dreißig, war er zum Feind geworden. Sie war ausgepowert, unglücklich – und änderte ihr Leben. Alexandra Huschke hörte eine Zeit lang auf zu laufen, begann wieder zu essen, Freunde zu treffen, erlaubte sich auch mal einen Tag mit Krimi auf dem Sofa. „Ich habe von Neuem angefangen zu leben“, sagt sie.

Heute gibt es für sie keine kategorischen Verbote mehr, heute gönnt sie sich das Glas Rotwein am Abend, isst gern dunkle Schokolade. Sie arbeitet immer noch viel, aber eben nicht nur. Längst gehört zu ihrem Alltag auch die Lebenslust. Das will sie auch als Personal-Trainerin vermitteln. Sie sagt: „Das Lachen in den Augen meiner Klienten ist mein Erfolgserlebnis.“

Stephanie Puls

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