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Berlin: „Lebe wohl mein Freund“

Wie türkische Blätter über den Mord an dem Journalisten Hrant Dink berichten

In einer beispiellosen Aktion beteiligten sich am Wochenende türkische Tageszeitungen und Fernsehsender an der Suche nach dem Mörder von Hrant Dink. Sie zeigten die Videoaufzeichnung, auf der der jugendliche Tatverdächtige Ogün S. zu sehen war. Kurz darauf wurde er gefasst, gestern soll er die Tat gestanden haben.

Zweifelsohne hat jedes türkische Medium – von der politischen Linken bis zur extremen Rechten – den Mord an dem Journalisten verurteilt. Dennoch gab es Differenzen bei der Art der Berichterstattung. Einige Journalisten kannten Hrant Dink persönlich und schrieben Nachrufe. „Er legte seinen Arm um meine Schulter und erzählte mir eine schöne Anekdote (über eine in die Türkei zurückgekehrte türkisch-armenische Frau)“, schrieb beispielsweise Can Dündar von der liberalen Milliyet. Er betitelte seinen Text mit einer Überschrift in armenischer Sprache: „Lebe wohl mein Freund!“ Auch eine Kommentatorin der regierungsnahen-islamischen Tageszeitung Yeni Safak kannte ihn wohl. „Während einer Reise nach Anatolien hat er mir die besten armenischen Restaurants genannt“, schrieb Ayse Böhürler. „Er nahm kein Blatt vor den Mund, war ein Intellektueller“, lobte sie sein Engagement für die Menschenrechte. „Sie haben unseren Hrant umgebracht“, titelte Yeni Safak zum ganzseitigen Aufmacher.

Aksam, ein nationalistisches Massenblatt, empörte sich ebenfalls auf ihrer Titelseite. „Diese Kugeln galten der Türkei“, schrieb das Blatt. Gleichzeitig hieß es: „Dieser schockierende Mord wird Wasser auf die Mühlen derer sein, die Armenierresolutionen verabschieden.“ Eine der wenigen Zeitungen, die das Thema nicht kommentierten, war die rechts-nationale Türkiye.

Suzan Gülfirat

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