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Beerdigung von Artur "Atze" Brauner auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin.

© Eventpress Golejewski

Legendärer Filmproduzent: Artur Brauner in Berlin beigesetzt

Am heutigen Mittwoch wurde der große Filmproduzent Artur Brauner auf dem Jüdischen Friedhof in Charlottenburg beigesetzt.

Jeder Berliner kannte Artur Brauner – aber kaum ein Berliner kennt den südlich der Heerstraße in Charlottenburg versteckten Jüdischen Friedhof, auf dem der am 7. Juli im Alter von 100 Jahren verstorbene Filmproduzent am Mittwoch beigesetzt wurde. Die kleine Kapelle fasste nur einen Teil der etwa 500 Trauergäste, die vor allem das jüdische Leben in Berlin repräsentierten. Kultur und Politik waren kaum präsent; man sah Martin Woelffer und Walter Momper, der mit seiner Frau gekommen war. Weggefährten Brauners aus dessen großen Zeiten gibt es ohnehin nicht mehr, seine Frau Maria, mit der er 71 Jahre verheiratete war, starb 2017.

Die Feier: schlicht nach orthodox jüdischer Tradition. Rabbiner Yitzhak Ehrenberg zeichnete in seiner Rede das Bild eines keineswegs strenggläubigen Menschen, der aber intensiv am jüdischen Leben teilnahm. Vor wenigen Jahren sei er zusammen mit seinem Bruder unter erkennbar großen Schmerzen in der Synagoge erschienen, um den Kaddisch für seine Eltern zu beten, „er brauchte kein Gebetbuch, er kannte jedes Wort“.

"Alles erreicht, was er erreichen wollte"

Sehr, sehr sparsam sei Brauner gewesen, wenn es um eigene Angelegenheiten ging, sagte der Rabbiner, er habe ein altes Auto gefahren und billige Flüge genutzt. War aber Geld nötig für eine Sache, die ihm am Herzen lag, dann habe er großzügig gegeben, für seine weitverzweigte Familie in Israel ebenso wie für die Gedenkstätte Jad Vashem. „Er war einfach ein Mensch“, sagte der Rabbiner, der auch Brauners bekanntem Satz widersprach, es sei unfair, dass man hundert Jahre lebe und hundert Millionen Jahre tot sei. Denn das Leben müsse man sich als Korridor vorstellen, an dessen Ende nur der unwichtige Teil des Menschen zurückbleibe. Brauner habe alles erreicht, was er erreichen wollte, „so war sein Charakter“.

Keineswegs schmeichelhaft ging Brauners Tochter Fela in ihrer Gedenkrede mit ihrem Vater um. „Manche nannten ihn sparsam, manche geizig“, sagte sie, „wir fanden ihn, nun ja, zurückhaltend, was das Geldausgeben angeht“. Es entstand das Bild eines ungeduldigen, von seiner Arbeit besessenen Zahlenmenschen, der schwer zufriedenzustellen war, „selten konnte man es ihm recht machen“. Und wenn es ein Lob gab, dann immer mit einem Nachsatz, der mit den Worten „aber ich...“ begann.

Tiefe Trauer über den Tod der Ehefrau

Eine Familienanekdote erzählt davon, dass er Kirschen liebte und sich von seiner Tochter welche mitbringen ließ. Da er aber vor dem Essen erst Arbeit erledigen wollte, blieben sie stehen, und sein Bruder aß sie auf. Seine Anordnung: „Das nächste Mal versteckst du sie.“ In seine Gemütswelt habe er nie jemanden schauen lassen, aber der Tod seiner Frau vor zwei Jahren habe ihn tief getroffen, immer wieder habe er von ihr erzählt und alte Fotos angesehen. Und: „Als er starb, hatte er einen heiteren Gesichtsausdruck, den ich vorher nie gesehen habe.“

Der nach jüdischer Tradition schlichte Holzsarg war mit weißen Rosen bedeckt; weiteren Schmuck oder Bilder gab es nicht. Nach Abschluss der einstündigen Feier zogen die Trauernden mit Brauners Tochter und Firmennachfolgerin Alice an der Spitze zum Grab, wo er in einem kurzen Ritual beigesetzt wurde. Auf dem Friedhof ruhen auch Heinz Galinski, Hans Rosenthal und die Schauspielerin Lotti Huber.

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