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Berlin: Legenden auf dem Laufsteg

Vier Wochen hat die Vorbereitung der Armani-Schau gedauert – 400 filmreife Modelle, lichtgeschützt in Szene gesetzt von Regisseur Robert Wilson

Von Susanna Nieder

Es ist wesentlich einfacher, Bilder auszustellen als Kleider. Ein Gemälde, das an der richtigen Stelle hängt und gut beleuchtet ist, spricht für sich. Kleider, im Museum gezeigt, wirken schnell leblos, von der aufwändigen Vorbereitung ganz zu schweigen. An hunderten von Puppen müssen die teuren Roben vorsichtig drapiert und gedämpft werden. Helles Licht ist verboten, die Textilien würden sonst schnell ausbleichen. Die Neue Nationalgalerie muss kein Wagnis eingehen. Sie präsentiert fast ein Theaterspektakel: Roben von Giorgio Armani, inszeniert vom texanischen Regisseur Robert Wilson, der derzeit am Berliner Ensemble mit „Leonce und Lena“ für ausverkaufte Vorstellungen sorgt.

Bei der Eröffnung heute werden die Gäste einen Laufsteg zu sehen bekommen, der sich durch das gesamte Foyer schlängelt. 400 Armani-Modelle sind zu sehen. Kleider und Anzüge, gruppiert in neun Themenbereiche wie Minimalismus, ostasiatische Einflüsse oder Film. „Vier Wochen hat der Aufbau gedauert“, sagt Angela Schoenberger, Direktorin des Kunstgewerbemuseums.

Wilson arbeitet nicht das erste Mal für Armani. 1996 hat er dessen Lebensgeschichte im Theaterstück „G.A.Story“ inszeniert und die Armani-Ausstellung zum 25-jährigen Jubiläum gestaltet, die 2000 im Guggenheim Museum New York und 2001 in Bilbao gezeigt wurde. Für Berlin hat er sie überarbeitet, weil sich die Gestaltung aus dem schneckenförmigen Treppenhaus im Guggenheim New York nicht auf den flachen Raum im Mies van der Rohe-Bau am Kulturform übertragen ließ.

„Die Kunst liegt darin, Bilder zu schaffen, die den Betrachter berühren", sagt Angela Schoenberger. Bei einer Modenschau helfen dabei die Bewegungen der Models und die Dynamik der Vorführung, die bei einer Ausstellung wegfallen. Mit Licht, Ton und geschickter Anordnung hat Wilson die Gefahr der Leblosigkeit von Kleidern auf Puppen in den früheren Ausstellungen offenbar gebannt: Keine Schau hatte in der Geschichte des Guggenheim Museums New York mehr Besucher als die von Armani – was eine wesentliche Rolle bei der Entscheidung gespielt hat, die Ausstellung auch in Berlin zu zeigen.

Der Deal kam relativ kurzfristig zustande; die bereits geplante Schau des Düsseldorfer Bildhauers Ulrich Rückriem wurde dafür auf Herbst verschoben. Für die Staatlichen Museen zu Berlin steht die Armani-Ausstellung auch in einem größeren Zusammenhang. Das Kunstgewerbemuseum, bislang in Sachen Mode eher schwach ausgestattet, hat soeben eine Sammlung erworben, die fast 700 Kostüme und 800 Accessoires vom 18. Jahrhundert bis zur Haute Couture des späten 20. Jahrhunderts umfasst. „Damit kommen wir auf einen Schlag in dieselbe Kategorie wie das Victoria & Albert Museum in London“, sagt Angela Schoenberger – ein Museum, das über einen großen Kostümfundus verfügt und durch Sonderausstellungen wie die Versace-Retrospektive im letzten Herbst immer wieder international von sich reden macht. Vor Ende nächsten Jahres können die neuen Stücke nicht gezeigt werden; die Vorbereitungen sind eben aufwändig. Armani ist also Auftakt und Vorgeschmack auf einen künftigen Schwerpunkt Mode in Berlin.

„Giorgio Armani“ in der Neuen Nationalgalerie ist zu sehen vom 8.5. bis 13.7., Di-Fr 10-18, Do 10-22, Sa-So 11-18 Uhr.

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