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Berlin: Lehranstalt mit Leerstellen

In drei Tagen wird in Anwesenheit des Bundespräsidenten die Managerschule am Schlossplatz gegründet. Wie sie arbeiten soll, ist noch unklar

Am Donnerstag findet die Feier zur Gründung der neuen Managerschule im ehemaligen Staatsratsgebäude statt, Bundespräsident Johannes Rau feiert mit. „European School of Management and Technology“ (ESMT) soll die Privatuniversität heißen. Eine Stiftung führender deutscher Großunternehmen, DaimlerChrysler, ThyssenKrupp und die Allianz darunter, betreibt die Unternehmung.

Am Schlossplatz 1, so lautet die Adresse der Eliteschule. So vielversprechend dies jedoch klingt, so unbeantwortet ist weiterhin die Frage, was für eine Universität hier eigentlich gegründet wird und wie die Kaderschmiede in einem Gebäude unterkommen soll, das vor vielen Jahren als Regierungssitz gebaut worden ist und umgebaut werden müsste.

In der Berliner Wissenschafts und Bildungsverwaltung sind bislang keine konkreten Pläne bekannt, ein Antrag auf die staatliche Anerkennung als Bildungseinrichtung ist noch immer nicht eingegangen. Und die Stiftung verrät auch nichts – erst am Donnerstag, nach der Festveranstaltung zur Eröffnung, will man die Presse informieren.

In der Berliner Verwaltung haben einige den Eindruck eines großen Durcheinanders bei den privaten Schulstiftern. Vom Gründungspräsidenten der Uni, Derek F. Abell, war zuletzt zu vernehmen, dass eher 200 bis 300 statt der ursprünglich geplanten 500 Jungmanager jährlich ihren Abschluss an der ESMT machen könnten.

Die Privatuni in Honeckers Bürohaus wäre eine sehr teure Angelegenheit, teurer offensichtlich, als es sich die Universitätsgründer einmal vorgestellt haben. Laut Aussage der Berliner Wissenschaftsverwaltung haben die ESMT-Gründer ermittelt, dass sie 25 Millionen Euro für Umbau und Instandsetzung des Hauptgebäudes benötigen, da sind noch nicht die Kosten mitgerechnet, die entstehen, wenn man die Nebengebäude herrichten will. Die 25 Millionen Euro kann die Stiftung allein nicht aufbringen, daher hat sie – Privatuni hin, Eigeninitiative her – den Senat um Hilfe gebeten. Um dessen Kassen aber ist es bekanntlich nicht so toll bestellt, also hat man gesagt: Geld gibt’s nicht, die kostenlose Überlassung der Immobilie muss als Gegenleistung des Landes genügen. Eine Gegenleistung übrigens, die 23,8 Millionen Euro wert sei.

Dies jedenfalls war der Stand Mitte September. Nun habe sich die Berliner Finanzverwaltung mit den ESMT-Initiatoren zusammengesetzt und nach Lösungen gesucht, bei denen es nicht nötig sei, dass Berlin Geld an die Schulaufbauer zahle, berichtete Claus Guggenberger, Sprecher des Finanzsenators. Und weiter, sehr geheimnisvoll: „Es gibt interessante Ideen, die jetzt geprüft werden.“ Der reguläre Studienbetrieb soll ja ohnehin erst in zwei Jahren starten. Er soll dann durch Studiengebühren und Zinserträge des Stiftungsvermögens finanziert werden. Das sollen 100 Millionen Euro sein, von denen, so der letzte Stand, bereits 90 Millionen aufgebracht seien. Außerdem sollten Fachtagungen und Management-Seminare Geld in die Kassen bringen.

Solange die Wissenschaftsverwaltung aber noch kein schlüssiges Konzept von der ESMT bekommen hat, bleiben Zweifel, ob das alles ohne staatliche Zuschüsse funktionieren kann. Die anderen Privatuniversitäten in Deutschland kommen ohne solche Staatsgelder nicht aus. dae

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