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Berlin: Lehreraustausch: Gewerkschaft kritisiert Personalkarussell Ost-West

Als "pädagogisch unverantwortlich" bezeichnete gestern die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft den Austausch, der den Lehrerüberhang im Osten und den Lehrermangel im Westen der Stadt ausgleichen soll. Dieses "Personalkarussell" mit rund 600 Lehrern betrifft, wie berichtet, Grundschulen und Gymnasien gleichermaßen: Lehrer der unteren Grundschulklassen der Ost-Bezirke sollen an West-Grundschulen wechseln, damit dort Lehrkräfte für Mangelfächer an den Gymnasien frei werden.

Als "pädagogisch unverantwortlich" bezeichnete gestern die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft den Austausch, der den Lehrerüberhang im Osten und den Lehrermangel im Westen der Stadt ausgleichen soll. Dieses "Personalkarussell" mit rund 600 Lehrern betrifft, wie berichtet, Grundschulen und Gymnasien gleichermaßen: Lehrer der unteren Grundschulklassen der Ost-Bezirke sollen an West-Grundschulen wechseln, damit dort Lehrkräfte für Mangelfächer an den Gymnasien frei werden. Der Ringtausch ist möglich, weil in West-Berlin Fachlehrer für alle Schularten von den Universitäten ausgebildet wurden.

In der Praxis sei aber die Versetzung von der Grundschule ans Gymnasium "eine Zumutung", sagte der GEW-Vorsitzende Ulrich Thöne. Durch das "überfallartige Verfahren" bleibe den Betroffenen keine Zeit, sich fortzubilden. Schlimmstenfalls hätten Grundschullehrer, die im Wahlpflichtfach einmal Latein studierten, noch nie in diesem Fach Unterricht gegeben. Biolehrer, die von der Grundschule ans Gymnasium wechseln, müssten plötzlich statt der Entwicklung der Kaulquappe zum Frosch die Entschlüsselung des genetischen Codes unterrichten.

Die GEW fordere Schulsenator Böger auf, das Personalkarussell zu stoppen und statt dessen "1600 fehlende Lehrer neu einzustellen", sagte Thöne. Der Senator erfülle nicht einmal sein Versprechen, 800 neue Stellen zu schaffen. Nur 90 würden in allgemeinbildenden Schulen eingestellt: 30 Studienräte an Gymnasien, 25 Sonderschullehrer, 25 Lehrer in staatlichen Europaschulen, fünf an der Internationalen Schule und fünf in zentral geleiteten Schulen. Weitere 210 Stellen sollen an berufsbildenden Schulen geschaffen werden. Die 200 Stellen, die die Verwaltung noch zu den 90 neuen hinzuzähle, seien eine "Mogelpackung", weil sie vor allem die Aufstockung von Halb- auf Ganztagsstellen beträfen, die teilweise schon im laufenden Schuljahr umgesetzt wurden.

Die Schulverwaltung wies die GEW-Kritik zurück. Bei den in Aussicht gestellten 800 Stellen handele es sich nicht um 800 neue Lehrer, sondern um einen "Stellenumfang", der sich aus verschiedenen Komponenten zusammensetze. Eine genaue Aufschlüsselung stellte Verwaltungssprecher John für die nächsten Tage in Aussicht. Auch sei es falsch, von einem Personalkarussell zu sprechen. Rund 10 000 ebenso "sorgfältig geplante Umsetzungen" seien den letzten fünf Jahren kurzfristig erfolgt. In den zwei Monaten bis zum Schuljahrsbeginn könnten sich Fachlehrer noch fortbilden.

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