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City-Rasen. An der Gedächtniskirche ist das Stadion für die Leichtathletik-EM schon fast fertig. Hier läuft ab Montag täglich ein buntes Sport- und Showprogramm. 

© Thilo Rückeis

Leichtathletik-EM 2018 in Berlin: Der Countdown fürs Stadion am Breitscheidplatz läuft

Zwischen Wasserklops und Bikini-Haus entsteht bis Montagnachmittag ein temporäres Stadion. Während der EM gibt's dort ein buntes Programm mit Kugelstoßen und Mitmach-Sport. Ein Besuch.

Der Glockenturm der neuen Gedächtniskirche sieht aus wie eine riesige, 50 Meter hohe Werbestele. Sie haben ihn komplett in orangerote Folien eingehüllt, Große weiße Lettern verkünden: „European Athletics Championship – vom 7. - 12. August“. Nur das weiße Kreuz an der Spitze ließen die Werber frei. Es schwebt über dem PR-Turm wie ein gutes Omen für die Europameisterschaft der Leichtathleten im Berliner Olympiastadion und am Breitscheidplatz.

Zwei Arenen mit 3000 Sitzplätzen entstehen

Hunderte Monteure, Techniker, Gerüstbauer, Elektriker, Soundexperten und etliche andere Professionen sind in den vergangenen Tagen auf dem Breitscheidplatz scharenweise eingefallen. Sie wuseln auch am Sonntag noch herum, als hätten sie viel zu wenig Zeit für ihr ehrgeiziges Projekt.

Stimmt auch. Die Deadline steht. Der Countdown läuft. Bis zum frühen Montagnachmittag müssen sie in Berlins guter Stube zwischen Zoo-Palast, Bikini-Haus, Europa-Center, Gedächtniskirche und Wasserklops ein temporäres Sportstadion aufbauen. Mit rund 3000 Sitzplätzen auf zwei Arenen, Bühne, Rasenplatz, Klang- und Lichttechnik und jeder Menge Sicherheitsauflagen – bis hin zu den Betonblöcken, die Tieflader am Rand zur Tauentzienstraße abstellten, um den Besuchern nach dem Terroranschlag 2016 ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln.

Aufbau von Betonblöcken. Sie sollen das Sicherheitsgefühl am temporären EM-Stadion vor dem Europa-Center verbessern.
Aufbau von Betonblöcken. Sie sollen das Sicherheitsgefühl am temporären EM-Stadion vor dem Europa-Center verbessern.

© Thilo Rückeis

Der Breitscheidplatz wird nahezu rundherum zur Sport- und Showstätte umfunktioniert. „Wir haben uns bewusst entschieden, nicht nur ins Olympiastadion, sondern auch in die West-City zu gehen“, sagt der Pressesprecher der Leichtathletik-EM, Cem Herder. „Wir wollen unseren Sport auch in die Stadt, zu den Menschen bringen.“ Das Brandenburger Tor habe man als zweiten Standort neben dem Olympiastadion verworfen, „weil es dort schon jede Menge andere Sportevents gibt“. Außerdem wäre von dort aus der Shuttleweg für die Sportler zwischen dem kleinen und großen Stadion länger gewesen. Deshalb fiel die Wahl des Vorbereitungs-Komitees letztlich auf den Breitscheidplatz.

Schon die Gerüstbauer sind die reinsten Artisten

Cem Herder steht am Sonntagmittag im Organisationsbüro des Aufbauteams im ersten Stock des Europa-Centers und blickt durch die großen Scheiben in Richtung Gedächtniskirche. Schon die Gerüstbauer bringen hier sportliche Bestleistungen, wie Artisten hangeln sie sich entlang der Stahlstangen. Die steilen Tribünen mit den blauen Sitzen sind schon fast fertig aufgebaut. In ihrer Mitte steht die Bühne für die geplanten 39 Siegerehrungen und davor liegt der grüne Sportplatz, auf dem sich die Männer der Gruppen A und B am Montag ab 17.35 Uhr qualifizieren. Ende vergangener Woche wurde dort der Rollrasen ausgebracht, sieht fast so perfekt aus wie im Wimbledon-Stadion. Ein junger Mann im blauen T-Shirt zieht einen Gartenschlauch hinter sich her, er sprengt unablässig.

Offiziell heißt das Stadion "Europäische Meile"

Und am westlichen Rand, in der Kulisse des ruckzuck hochgezogenen Stadions – der „Europäischen Meile“, wie es offiziell heißt– ragen vier Türme in den Himmel: Der Glockenturm der Gedächtniskirche, ihr alter Ruinenturm, das Upper-West-Hochhaus und das Zoofenster. Ein faszinierender Ausblick von den Tribünenrängen. Was kann man als Besucher des kleinen Stadions am Breitscheidplatz so alles erleben? Die Qualifikation der Kugelstoßer-Elite ist hier das einzige offizielle Sportevent. Ansonsten gibt es täglich zwischen 15 und 23 Uhr ein buntes Showprogramm mit Popmusik, sportlichen Mitmachaktionen „zur Förderung des Breitensports“, Kochvorführungen zur gesunden Ernährung und vielem mehr. Bei den Siegerehrungen erklingen „extra komponierte Fanfaren und die Nationalhymnen werden a capella gesungen“, sagt Sprecher Cem Herder.

Berlino ist wieder da!
Berlino ist wieder da!

© dpa

Es gibt Public Viewing auf riesigen Leinwänden

Alle Wettkämpfe im Olympiastadion werden zudem als Public Viewing auf zwei riesigen Leinwänden am Breitscheidplatz übertragen. Start und Ziel der Geher und Marathonläufer ist die Budapester Straße am Rande des Breitscheidplatzes. Sie bleibt während der EM gesperrt. Und rund ums Stadion kann man durch eine Zeltstadt bummeln, vorbei an Infoständen von Sportvereinen und Fitness-Gruppen.

Anmelden muss man sich zur Europäischen Meile nicht. „Alles gratis, alles frei“, sagt Cem Herder. „Einfach hingehen und auf den Rängen Platz nehmen.“

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DIE ORTE

Die eigentlichen Wettkämpfe finden natürlich im Olympiastadion statt, das Stadion auf dem Breitscheidplatz sowie der Info-Marktplatz drumherum sind nach den Qualifikationen im Kugelstoßen am Montag eher für Show-Acts und Mitmachaktionen vorgesehen. Erleben kann man dort auch die Zieleinläufe der Marathon-Läufer und Geher auf der Budapester Straße am Dienstag sowie am Samstag und Sonntag.

DIE KARTEN
Am Montag können alle kostenfrei ins Olympiastadion (Achtung, Ticket erforderlich!), los geht es um 16.05 Uhr. An den weiteren Tagen bis zum Finale am Sonntag gibt es Karten ab 25 Euro, Familien (3 Personen) zahlen 19,50 Euro am Vormittag (Qualifikation) und 49,50 Euro für die Finals am Abend. Außerdem gibt es diverse Kombitickets. Alle Infos zur EM gibt’s auf der Website: www.berlin2018.info/oder unter Tel.: 01806 999 000 2018.

DER BÄR
Er war der Star der Leichathletik-WM 2009: Berlino, der sympathische Bär mit dem Schalk im Nacken, der Läuferinnen Huckepack nahm, auf dem Hürdenwagen fuhr, mit dem Publikum herumalberte und natürlich, weltberühmt, mit Usain Bolt den Blitz feierte. Dass er noch lebt, ist ein Wunder, nachdem ihn Muskelprotz Robert Harting nach seinem Titel im Diskuswurf einfach über die Schulter warf. Er hat es überstanden. Mal sehen, was ihm jetzt so passiert. (amy)

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