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Berlin: Leichte Belebung nach sieben mageren Jahren - Senat stellt "Zentren-Atlas" vor

Nach sieben Jahren kontinuierlicher Umsatzrückgänge zeichnet sich für den Berliner Einzelhandel nun offenbar eine leichte Trendwende ab. Vor allem dank einer Belebung in den letzten beiden Quartalen - wohl auch in Folge des Regierungsumzuges - und einem relativ guten Weihnachtsgeschäft blieben die Umsätze 1999 stabil, nach einem Minus noch von zwei Prozent im Jahr davor.

Nach sieben Jahren kontinuierlicher Umsatzrückgänge zeichnet sich für den Berliner Einzelhandel nun offenbar eine leichte Trendwende ab. Vor allem dank einer Belebung in den letzten beiden Quartalen - wohl auch in Folge des Regierungsumzuges - und einem relativ guten Weihnachtsgeschäft blieben die Umsätze 1999 stabil, nach einem Minus noch von zwei Prozent im Jahr davor. Der Präsident des Berliner Einzelhandelsverbandes, Bernd Rückert, zeigte sich am Freitag bei der Vorlage der Ergebnisse vorsichtig optimistisch: "Die Talfahrt hat sich nicht im befürchteten Umfang fortgesetzt", sagte er. Auch wenn Berlin noch immer deutlich schwächer als der Bundesdurchschnitt abschnitt - der deutsche Einzelhandel verbuchte 1999 insgesamt ein Umsatzplus von 0,5 Prozent -, sei zumindest "ein Schimmer am Ende des Tunnels" zu sehen. Der Optimismus bleibt bescheiden: Er hoffe, so der Verbandspräsident, dass die Umsätze in diesem Jahr "die Talsohle halten".

Rückert verwies gleichwohl auf die Schattenseiten. Die Umsätze seien "in nahezu allen Bereichen nur zu Lasten der Renditen erzielt worden und bei familiengeführten Betrieben mit Wochenarbeitszeiten, wie sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts üblich waren", sagte er. Gleichzeitig wurden weitere Stellen abgebaut. Die Zahl der Beschäftigten im Berliner Einzelhandel - mit einem Gesamtumsatz von knapp 28 Millionen Mark immerhin der drittgrößte Wirtschaftszweig in der Stadt - sank 1999 von 77 500 auf 73 900. Daran werde sich so rasch auch nichts ändern, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, Nils Busch-Petersen. Der harsche Preiskampf setze vor allem den kleineren Betrieben und dem Fachhandel zu, wo zum Teil drastische Umsatzrückgänge verbucht wurden. So wies der Facheinzelhandel mit Nahrungsmitteln, Getränken und Tabakwaren ein Umsatzminus von 5,7 Prozent aus, der Handel mit Textilien, Schuhen und Lederwaren minus 2,8 Prozent, der Möbelhandel sogar ein Minus von 13,5 Prozent.

Dies alles "kann noch nicht zu überzogenen Erwartungen animieren", sagte Rückert. Ein Ende des Verdrängungswettbewerbs sei noch nicht abzusehen. Seit der Wende habe sich die Verkaufsfläche in Berlin von 2,6 Millionen auf knapp vier Millionen Quadratmeter erhöht, "mittlerweile gibt es einen Überhang von 400 000 Quadratmetern", so der Verbandschef. Er forderte Politik und Verwaltung auf, sich strikt an den beschlossenen, weitgehenden Baustopp für große Einzelhandelsflächen mit mehr als 1200 Quadratmetern zu halten. An nicht integrierten Standorten dürften keine Genehmigungen mehr erteilt werden.

Die Senatsverwaltung für Wirtschaft will der ungezügelten Flächenexpansion entgegen wirken. Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner stellte am Freitag die erste Rohfassung eines "Zentren-Atlas" vor, den das FfH Institut für Markt- und Wirtschaftsforschung im Auftrag der Senatsverwaltung und des Einzelhandelsverbandes erstellte. Er bietet nicht nur eine Übersicht über die Einzelhandelszentren in der Stadt, sondern verweist auch auf Angebotslücken und un- oder untergenutzte Grundstücke. So wird beispielsweise deutlich, dass - anders als in der City-West - etwa der Alexanderplatz noch erhebliches Entwicklungspotenzial hat. "Wir werden hart sein, aber den Investoren auch Potenziale aufzeigen", begründete Branoner die Initiative. Der Atlas werde in etwa einem Monat vorliegen. Der Preis werde sich in Höhe der Druckkosten bewegen, hieß es beim Verband.

Entschieden wandte sich Rückert gegen die Initiative des Bundeswirtschaftsministers, das Rabattgesetz und die Zugabenverordnung zu kippen. Die Renditen im Handel ließen "keinen Spielraum mehr", sagte er. Die Abschaffung des Rabattgesetzes würde den großen Betrieben weitere Vorteile einräumen, weil sie in Zukunft über Kundenkarten konzernweit großzügige Rabatte gewähren könnten. Den Mittelstand würde dies hingegen weiter in die Enge treiben.

chi

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