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Berlin: Lernen in Klassen mit Terrassen an der Schule für geistig Behinderte in Hellersdorf

Schon oft war die Baustelle das Ziel von Ausflügen, die Schüler und Lehrer der 4. Schule für geistig Behinderte unternahmen.

Schon oft war die Baustelle das Ziel von Ausflügen, die Schüler und Lehrer der 4. Schule für geistig Behinderte unternahmen. Das zeigt, wie dringend der Neubau erwartet wird, denn die Schule mit ihren rund 140 Kindern ist auf drei Standorte verteilt. Schulleiterin Marianne Just ließ sich ständig von den Architekten Almut Ernst und Armand Grüntuch über den Baustand informieren und gab Anregungen.

Am Freitag war das lang erwartete Richtfest an der Eilenburger Straße, neben der Grundschule am Weiher, hart an der Stadtgrenze in Sichtweite des U-Bahnhofs Hönow. Eine Gruppe von Schülern freute sich beim Gesang, und Bezirksbürgermeister Uwe Klett stellte erfreut fest, dass ein Haus für Schüler, die nicht immer im Scheinwerferlicht der Politik stünden, verwirklicht werden könne. Er wies auf die interessante Architektur des Gebäudes hin und sprach von der Hoffnung, dass es zu einem Wahrzeichen des Bezirks werden könne.

Schon der dreistöckige Rohbau, weitgehend von Gerüsten befreit, sieht außergewöhnlich aus, erinnert mit seinen Terrassen fast an eine Ferienanlage und strahlt bereits in seinem nackten Betonkleid Optimismus und Fröhlichkeit aus. Alle Klassen, von denen es zwölf geben wird, sind nach Süden gerichtet, sie werden Wintergärten haben und wie kleine Wohngemeinschaften oder gar kleine Häuschen organisiert sein und beispielsweise auch über eigene Kochmöglichkeiten verfügen. Die Terrassen werden den Kindern schnell den Zugang ins Freie ermöglichen, den sie im normalen Leben nur unter Schwierigkeiten erreichen. Immerhin wird ein Viertel der künftigen Schüler schwerst-mehrfachbehindert sein.

Nach Norden sind Werkstätten und Einzeltherapieräume angelegt. Das Gebäude, das nicht nur Schule, sondern auch Pflegestätte mit einem extrem hohen Betreuungsbedarf sein wird, erschließt sich über eine große Multifunktionshalle. Die Klassen sind nach Stockwerken so angelegt, dass die Selbstständigkeit der Kinder nach oben hin zunimmt. Es wird einen Garten geben, der den Terrassenbau mit einem flachen Gebäudetrakt verbindet, in dem unter anderem ein Schwimmbad und eine Gymnastikhalle für die Schüler eingerichtet werden.

Anfang nächsten Jahres wird der rund 25 Millionen Mark teure Bau voraussichtlich bezogen werden können. Er gehört zu den wenigen Schulen, die überhaupt noch in Berlin gebaut werden. Vor gut zehn Jahren kam der Schulneubau für geistig behinderte Kinder, für die es vor der Wende im Ostteil keine Schulpflicht gegeben hatte, ins Gespräch. Ein Bauwettbewerb wurde 1993 ausgeschrieben, den die Architektengemeinschaft Grüntuch / Ernst gewann. Sie erwartete, dass ihr Entwurf 1996 hätte verwirklicht sein können, doch die prekäre städtische Haushaltslage machte einen Strich durch die Rechnung. Erst 1999 konnte mit dem Bau begonnen werden.

C. v. L.

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