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Berlin: Lernen nach Lust und Laune

Welttreffen der demokratischen Schulen in Berlin

Wenn Ellen Wagner morgens in die Schule kommt, trifft sie Mitschüler, die dort noch ein bisschen weiterschlafen oder über ihre neuesten Erlebnisse plaudern. Andere sind im Schulgebäude unterwegs, tauschen sich mit Freunden über die gemeinsame Band aus oder überlegen, wie sie Antworten auf ihre persönlichen Fragen bekommen. Jeden Tag aufs Neue entscheidet Ellen sich, ob sie vormittags Pflicht- oder Wahlfächer besucht. Nach dem Mittagessen sind Bewegung und Handwerk angesagt, alles frei natürlich nach Wahl.

Ellen Wagner besucht die SchülerInnenschule, eine demokratische Schule in Wien. Aber lernt sie dort auch, oder ist ihre Schule nur eine pädagogische Nische für glückliche Kinder? „Wir müssen jeden Tag verantwortungsvolle Entscheidungen treffen und bestimmen selbst, was, wie und wann wir lernen“, erzählt sie. Für sie ist das die beste Art, fürs Leben zu lernen. Den Schülern aus England, Japan, Russland, Israel und Amerika, die am Donnerstag zur internationalen Tagung über demokratische Bildung in die Humboldt-Universität kamen, geht es ebenso. Rund 200 Teilnehmer aus über 28 Ländern sind dem Ruf der Berliner Jugendgruppe Krätza vom Verein Netzwerk Spiel/Kultur nach Berlin gefolgt. Auf der 13. internationalen Konferenz der demokratischen Schulen diskutieren Wissenschaftler, Schüler und Pädagogen über zwangloses Lernen, „Glücksforschung“ und „gleichberechtigte Kommunikation“ – unterstützt von der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Auch wenn in einer demokratischen Schule jeder machen kann, was er will, entwickeln Schüler, Eltern und Lehrer gemeinsam Regeln, nach denen die Schule funktionieren soll. Wer nicht zur Schule kommt, muss den anderen Bescheid sagen. Auch ohne Noten würden die Schüler der demokratischen Schulen gut ausgebildet, viele von ihnen studieren.

„Wenn Kinder unter Leistungsdruck lernen sollen, entwickeln sie sich nicht“, sagt Meghan Carrico, Lehrerin an der demokratischen Winsor Hause School im kanadischen Vancouver. Würden sie in ihrer Wahlfreiheit unterstützt, lernten sie, selbstständig zu lernen. Denn jedes Kind sei aus eigenem Antrieb wissbegierig und lernwillig. Die weltweit etwa 70 demokratischen Schulen sind auch Vorbild für eine Berliner Elterninitiative, die eine solche Schule im Schuljahr 2006/2007 eröffnen will. Die Initiative orientiert sich an der Sudbury School in den USA. Die Erste hat im vergangenen Jahr in Überlingen am Bodensee eröffnet.

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