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Auf der Kronprinzenbrücke hinter dem Reichstag funktioniert keine einzige Lampe.

© Doris Spiekermann-Klaas

Leserdebatte: Berlin, was lässt du dir gefallen?

Die Bernburger Treppe ist nicht das einzige Synonym für Verwahrlosung im Berliner Zentrum. Auch auf der Kronprinzenbrücke sind sämtliche Bordsteinlampen zerschlagen. Gerd Nowakowski will nicht glauben, dass Berlin sich mit Zerstörung abfindet. Und Sie? Diskutieren Sie mit!

Sie können da auch nichts machen, sagt die junge Frau und hebt hilflos beide Arme: Wer soll da was machen? Seit 15 Jahren wohnt sie hier, geht jeden Tag über die Bernburger Treppe. Kreuzberg endet direkt davor auf dem Bürgersteig, die Treppe zum Potsdamer Platz gehört zum Bezirk Mitte. Fast zwei Millionen Euro hat 2003 die Treppe gekostet, die hier zwischen zwei Häuserreihen über den U-Bahntunnel führt: alle paar Minuten grummelt es unter den Füßen. Rechts und links führen 25 Granitstufen hoch und runter, in der Mitte zickzackt eine Rampe für Radler, Kinderwagen und Rollstühle. 119 runde Leuchten in Kniehöhe und 124 Leuchten in den Stufen gibt es. Aber alle Lampen sind kaputt, Scheiben zerschlagen, Leuchten zerstört. Vielfach haben Schläger ihre Zerstörungswut ausgetobt. Bereits im ersten Jahr wurden die Leuchten viermal erneuert; zehntausende Euro sind schon in Reparaturen geflossen.

Das Land und der Bezirk haben aufgegeben; inzwischen wurden die 124 Leuchten in den Stufen mit einer Edelstahl-Platte und vier Schrauben verschlossen. Die runden Leuchten blicken weiter stumpf und tot. Hier verläuft die Armutsgrenze vorm glitzernden Potsdamer Platz, sagt ein ehemaliger Sozialarbeiter, der häufig an der Treppe vorbeikommt. Das vermag einiges zu erklären – rechtfertigen aber kann es überhaupt nichts.

Berlin, was lässt du dir gefallen? Wir überlegen, was wir machen können, heißt es bei der Senatsverwaltung, Abteilung öffentliche Beleuchtung: Ganz hohe Masten etwa, wo niemand mehr herankommt. Die Bernburger Treppe ist nicht das einzige Synonym für Verwahrlosung im Zentrum. Auch auf der Kronprinzenbrücke hinter dem Reichstag, im Zentrum der Macht, sind sämtliche Lichtstelen, Bordsteinlampen und runden Beleuchtungsmaste seit Jahren zerschlagen.

Wer soll da was machen, fragt die junge Frau an der Bernburger Treppe. Ja, wer? Wo eine Scheibe zerschlagen und nicht repariert wird, folgt bald die zweite, dann kommt der Müll und die Kriminalität, haben Untersuchungen in den USA ergeben. Wer nicht gegen Zerstörung vorgeht, es hinnimmt, der gibt seine Stadt der Verwahrlosung preis. Ämter müssen das Ihre tun; aber ohne die Berliner geht es auf Dauer nicht.

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