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Leserdebatte: Geldwerter Kampf dem Hundekot - auch in Berlin?

Wer im fränkischen Rehau ignorante Halter anzeigt, erhält 20 Euro Belohnung. Berlins Politiker sind sich uneinig, ob das Modell auch für Berlin sinnvoll ist. Zahlreiche Bürgerinitiativen und Projekte gegen den Haufenärger gibt es bereits. Was meinen Sie? Diskutieren Sie mit!

Vom Häufchenärger zum Häufchenwunder? In der fränkischen Stadt Rehau will Bürgermeister Michael Abraham uneinsichtige Hundehalter seit dem 1. April auf drastische Weise unter Kontrolle bekommen. 20 Euro zahlen die Behörden künftig jedem Bürger, der Frauchen und Herrchen anzeigt, die sich nicht um die Geschäfte ihrer Lieblinge kümmern.

„Das ist ein interessanter Versuch, Hundehalter zur Räson zu bringen“, sagt Robbin Juhnke, der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus. „Man verunsichert sie und verstärkt die Drohkulisse.“ Stefanie Vogelsang, CDU-Gesundheitsstadträtin in Neukölln, warnt dagegen vor dem Rehauer Modell. „Das fördert die Blockwartmentalität.“ Rund 150 000 Hunde leben in Berlin, etwa 100 000 sind steuerlich erfasst. Bis zu 50 Tonnen Kot produzieren sie täglich – und viele dieser Haufen bleiben auf Straßen und Wiesen liegen.

Zugleich gibt es immer mehr Bürgerinitiativen, um Hundehalter zu disziplinieren. Schüler besprühen liegengelassene Haufen mit Farbe, Passanten sprechen die Gassigeher an, wenn deren Hunde ihre Hinterteile krümmen, Tütenspender werden aufgestellt und Plakate aufgehängt – „Pfui Herrchen, Pfui Frauchen“ steht darauf.

Ob diese Maßnahmen die Situation tatsächlich verbessern, darüber gehen die Meinungen auseinander. Robbin Juhnke von der CDU hat das Gefühl, dass die Zahl der Tretminen zunimmt. Es gebe auch haufenweise Beschwerden. Stefanie Vogelsang hingegen sieht einen „positiven Trend“. Sie wohnt in Buckow. Dort hätten mehr Hundehalter denn je Kottüten dabei, sagt sie. Einen solchen „Mentalitätswechsel“ bestätigen auch der Charlottenburger Stadtrat Marc Schulte (SPD) und Klaus Betz, Sprecher des dortigen „Kiezbündnisses Klausener Platz“. Durch die vielen Medienberichte sei die soziale Kontrolle schärfer geworden, „Hundefreunde fühlen sich mittlerweile stigmatisiert,“ sagt Betz. Um das Image ihrer Liebhaberei aufzupolieren, würden sie öfter mit Schaufel und Tüte in die Knie gehen.

Stadtweite Projekte wie die von vielen Bezirken unterstützte Initiative „Stadt und Hund“ machen ihnen das inzwischen leicht. An zahlreichen Plätzen und Straßen hat „Stadt und Hund“ Tütenspender aufgestellt, die von „Kiezpaten“ ehrenamtlich nachgefüllt werden.

Den Befürwortern des umstrittenen Vorstoßes in der Stadt Rehau geht das aber alles nicht weit genug. Sie glauben, dass man Hundebesitzer nur mit Bußgeldern zur Sauberkeit zwingen könne. Weil dafür aber den Behörden Personal fehle, bräuchten sie die Unterstützung aufmerksamer Bürger.

Ordnungsstadtrat Schulte aus Charlottenburg lehnt hingegen „Denunziantentum und Häufchenspitzel entschieden ab“. Das fördere Aggressionen. Stattdessen befürwortet er eine „positive soziale Kontrolle“. Wer Hundehalter ohne Tütchen beim Gassigehen treffe, solle sie ermahnen. „Das wirkt auf Dauer mehr.“

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