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Tödlicher Unfall auf der Berliner Stadtautobahn im Jahr 2013.

© dpa

Lesermeinung: Keine Angst vor der Autolobby

Verkehrsunfälle können verringert werden, wenn Behörden härter durchgreifen und Fahrer sich an Regeln halten, meint unser Leser Axel Korsch. Liebe Leserinnen und Leser, was denken Sie? Diskutieren Sie mit!

Bekannt sind die jährlichen Unfallzahlen in Deutschland: Es gibt 3000 bis 4000 Tote und eine gleiche Anzahl Schwerverletzter. Ferner ist es eine gesicherte Erkenntnis, dass ein Drittel dieser Unfälle dadurch zustande kommen, dass ein Unfallbeteiligter das am Unfallort geltende Tempolimit überschritten hat. Einfache Schlussfolgerung: Bei Einhaltung des Tempolimits wären jährlich über 1000 Todesopfer weniger zu beklagen. Ermahnungen, das Tempolimit zu beachten, sind erfahrungsgemäß mehr oder weniger sinnlos.

Deshalb muss ein anderer Weg gegangen werden. Der Staat hat die Entscheidungsbefugnis über die Zulassung der Fahrzeuge zum Straßenverkehr, damit hat er das Mittel in der Hand, das Einhalten eines Tempolimits zu erzwingen. Durch Beschränkung der Motorleistung (PS-Zahl) auf einen Wert (über den kann nun trefflich gestritten werden) für eine Geschwindigkeit, von z.B. 120 km/h für die Autobahnen, wäre eine Regelung geschaffen, mit der wir uns unseren europäischen Nachbarn anpassen würden. Wie auf Landstraßen und innerhalb von Ortschaften die Einhaltung von geringeren Höchstgeschwindigkeiten mit anderen technischen Mitteln sichergestellt werden kann, wird die Zukunft zeigen.

Wie wenig bisher die den Kfz-Zulassungsstellen übergeordneten Behörden von ihren Möglichkeiten Gebrauch machen, ist täglich vom Straßenrand aus zu sehen: Telefonieren mit einer Fernsprechanlage ist die Ausnahme, Regelfall ist der Gebrauch des Handys. Hingenommen wird die Unsitte der Manipulierung des Auspuffs mit der gewünschten Lärmerzeugung (man stelle sich vor, jeder Fahrer würde einen solchen Geräuschpegel erzeugen).

Zu Recht beklagt das Umweltbundesamt auch den Trend zu großen Autos; das „SUV“ bringt den Herstellern zwar Gewinne, ist aber eine Belastung für den Straßenverkehr. Die angesehensten Autofabrikanten bringen es fertig, Reklame zu machen, in wie wenigen Sekunden von Null auf 100 km/h beschleunigt werden kann. Bei alledem soll nicht verkannt werden, dass das Auto wohl die genialste Erfindung der Menschheit ist; Fortbewegung ohne eigenen Kraftaufwand! Die Nutzung im Übermaß sollte aber nicht hingenommen werden und deshalb sollten die durch menschliche Schwächen entstehenden Unfälle zumindest minimiert werden.

Die verantwortlichen Personen sind aufgerufen, die notwendigen Schritte zu unternehmen. Die erste Aufgabe ist die allerschwerste: Ablegung der Angst vor der Autolobby!

Diese Lesermeinung ist eine Antwort auf diesen Text von unserem Autor Markus Hesselmann.

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Axel Korsch

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