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Berlin: Let there be Gartenstühle

Beim Vorverkauf für AC/DC hat alles seine Ordnung

Tag eins nach dem Abpfiff der Bundesligasaison – und schon wieder drängen sich Menschen vor den Kassen am Olympiastadion. Diesmal geht es aber um Musik, um AC/DC und deren Konzert am Pfingstmontag. Doch das Konzert findet nicht hier im Stadion, sondern in der Tempelhofer Columbiahalle statt. Und Karten gibt es auch nicht, sondern nur Berechtigungsscheine. Verwirrend? Die brav herbeigeeilten AC/DCFans tragen es mit Fassung: die Hitze, die Sonne, die Frühschoppenzeit. Mehr noch: Auch Personalausweise und Bargeld müssen sie bereithalten, sonst gingen sie leer aus. Aber kein Hardrocker regt sich auf. Der Veranstalter meint es ja nur gut. AC/DC („Highway To Hell“, Let There Be Rock“) geben im Juni fünf Konzerte in Deutschland. Drei Mal spielen sie als Vorband für die noch älteren Rolling Stones.

Damit findige Schwarzmarkthändler kein Schindluder mit den 3500 Karten für das Clubkonzert treiben, findet der Vorverkauf am Sonntagmorgen statt. Für 56,50 Euro werden aber nur rosa Scheine verkauft. Scheine, die dem Fan am Tag des Konzerts zum Empfang des Tickets berechtigen – bei abermaliger Vorlage des Personalausweises, wohlgemerkt. Holger Menne aus Jüterbog interessieren solche Spitzfindigkeiten nicht, er macht das Spielchen mit. Der 45-Jährige will einfach nur mit seiner Frau zum Konzert gehen. Und ob das nun im großen oder kleinen Rahmen stattfindet, ist unwichtig. Michael Bauer, 40, sieht das ähnlich: AC/DC sind einfach großartig, egal ob in Halle oder Stadion.

Rico, 30, und Michael, 35, tragen tiefe Ringe unter den Augen. Sie haben aus dem unbequemen Vorverkaufstermin ihr ganz besonderes Event gemacht: Sie kampierten die Nacht über vor den Kassen. Schlaf war aber nicht vorgesehen: Mit 50 weiteren Gleichgesinnten wurde mit viel Bier und AC/DC aus dem Kassettenrecorder heftig gefeiert. Doch nicht nur der Kater drückt am Morgen danach auf ihre Stimmung. Das herbeigeeilte Publikum sieht so gar nicht nach Hardrock aus: keine Kutten, keine Mähnen! Und es ist auch nicht der ganz große Ansturm. Gesittet stellen sich die Fans vor den 13 Kassenhäuschen an, ausgestattet mit Gartenstühlen und Sonnenschirmen. Der Sicherheitsdienst ist eigentlich überflüssig. Sehr bürgerliche Rockfans stecken ihre rosa Berechtigungsscheine säuberlich ins Portemonnaie.

Zurück zu den Mähnen: Bei einem Konzert im Februar zeigte sich der AC/DC-Gitarrist Angus Young mit neuem Ultrakurz-Haarschnitt: Haare kürzer als ein Zentimeter. Viele Fans am Stadion sehen auch so aus. Der Hardrock kommt in die Jahre. koc

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