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Libanesen in Lederkutten: "Mongols" sagen Berliner Rockern den Kampf an

Im rockerlastigen Rotlichtmilieu droht ein neuer Revierkampf: Eine neue Gruppe soll sich aus Arabern rekrutieren. Nun wird Streit mit den Hells Angels befürchtet.

Im rockerlastigen Rotlichtmilieu droht ein neuer Revierkampf. Eine bisher in Berlin völlig neue Bruderschaft fordert die Platzhirsche unter den Rockern heraus: Nachdem die Hells Angels bisher vor allem im Osten Berlins das Sagen hatten, präsentieren sich knapp 20 Rocker als örtlicher Ableger des „Mongols Motorcycle Club“. Im Internet tauchte ein Gruppenbild auf. Außerdem sollen die Männer am Strich in der Oranienburger Straße aufgelaufen sein. Von der Polizei heißt es, einzelne Männer in Berlin könne man den Mongols zurechnen.

Aktiv war die Bruderschaft zuletzt in Bremen. Dort sollen sich vor allem Männer aus einer einschlägig bekannten libanesisch-kurdischen Großfamilie zu der Rockergruppe zusammengeschlossen haben. Auch in Berlin, heißt es von Kennern, sollen Männer aus dem Umfeld bekannter Araberclans das Chapter – also die lokale Dependance – der Mongols bilden. In der Oranienburger Straße haben bisher Hells-Angels-Anhänger zahlungsunwilligen Freiern das Geld abgenommen. Unterstellt werden kann, dass der Kiez für Rotlichtgeschäfte aller Art lukrativ ist, dass dürften auch die Männer wissen, die sich als Mongols präsentieren.

Bernhard D., der bisher als Chef der Rockerbruderschaft in Deutschland galt, lehnt Fragen nach dieser Entwicklung ab. Im süddeutschen Pforzheim sollen die Mongols einer Türstehergruppe „United Tribuns“ nahestehen, die sich vergangenen Herbst eine Schießerei mit Hells Angels geliefert hatte. Im vergangenen Jahr hatte es unter Rockern heftige Revierkämpfe gegeben. Die Hells Angels konnten 2010 zunehmend andere Rocker abwerben oder verdrängen. Zuvor starben 2009 bundesweit drei Rocker, einer wurde in Hohenschönhausen erschossen. Der 33-jährige Angels-Anhänger habe sich mit den konkurrierenden Bandidos getroffen, hieß es. Der Mord ist bis heute nicht aufgeklärt.

Rocker versuchen sich oft als Türsteher, weil sie als Einlasser bestimmen, welche Geschäfte dahinter stattfinden. Die Polizei spricht von Schutzgeld, Drogen und Waffen, was von den Bruderschaften bestritten wird. Die genannten Aktivitäten sind auch Ziel einschlägig bekannter Großfamilien, die oft aus dem Nahen Osten stammen. Sozialarbeiter berichten seit Monaten von zunehmendem Rockerkult unter jungen Männern sowohl aus deutschen als auch türkischen oder arabischen Familien. Den Überfall auf einen Weddinger Juwelier vergangenen Donnerstag etwa sollen heranwachsene Rocker begangen haben – ein deutscher und ein türkischer Hells-Angels-Unterstützer. Die Ermittler gehen von zwei weiteren Mittätern aus, die Beute wird noch gesucht. Gegenüber Behörden schweigen Rocker meist – selbst wenn jahrelange Haft droht, belasten sich Angehörige der Bruderschaften selten gegenseitig.

Erst vor drei Monaten soll der 28-jährige Nidal R., der als „Mahmoud“ bekannt wurde, nach seiner Haftentlassung beim deutsch-türkischen Angels-Charter in Reinickendorf eingestiegen sein. Im November wurde er von Männern einer arabischen Großfamilie in Neukölln angeschossen, die sich dem Vernehmen nach den Bandidos anschließen wollten, anderen Quellen zufolge nun aber den Kern der Berliner Mongols bilden sollen.

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