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Berlin: Libeskind und ich

Ex-Bausenator Wolfgang Nagel über die Erinnerungen des Star-Architekten

„Ohne mich wäre das Jüdische Museum nicht gebaut worden,“ sagt der frühere Bausenator Wolfgang Nagel (SPD). Er habe sich stets für den Entwurf des Wettbewerbssiegers Daniel Libeskind eingesetzt. Libeskind allerdings befürchtete, wie nun seiner Biografie zu entnehmen ist (und dem Tagesspiegel vom Sonntag), dass der Bausenator den Museumsentwurf noch einmal „prüfen“, eventuell gar nicht verwirklichen wollte.

„Diese Sorge war unbegründet“, beruhigt Nagel im Nachhinein. Es seien allerdings damals aufregende Zeiten für Architekten und Senatsbauverwaltung gewesen: Der Senator hatte Ende der achtziger Jahre den amerikanischen Planer Steven Holl in aller Öffentlichkeit mit der Mitteilung brüskiert, sein siegreicher Wettbewerbsentwurf für die Erweiterung der Amerika-Gedenkbibliothek werde nicht verwirklicht. Die Architekturwelt war schockiert. „Ich habe mir das Recht genommen, nicht Erfüllungsgehilfe von Jurys zu sein“, erinnert sich Nagel und weist auf den aktuellen Fall Peter Zumthor und dessen gescheitertes Projekt auf dem Gelände der Topographie des Terrors hin. Er, Nagel, habe damals den sehr umstrittenen Libeskind-Entwurf nicht noch einmal „prüfen“, sondern noch einmal erläutern lassen wollen. „Ich wollte das Projekt durchsetzen und von ihm dafür Schützenhilfe haben.“ Er habe Libeskind auch gesagt, „dass in Deutschland längst nicht alles gebaut wird, was einen Wettbewerb gewinnt“. Beide hätten anschließend den Entwurf vor internationalen Experten vorgestellt. „Es war eine politische Demonstration, ihn zu realisieren.“

Das weltberühmte Museum an der Lindenstraße wurde 1999 eröffnet. Dass es der Biografie nach zwischen Libeskind und Nagel mitunter burschikos zuging, will der Ex-Bausenator nicht ausschließen. Er erinnere sich nicht an Details. Aber Libeskinds Darstellung erscheine ihm bisweilen „so fantasievoll wie seine Bauten“.

Christian van Lessen

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