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Berlin: Licht aus Bethlehem hatte Verspätung In der St.-Michael-Kirche in Mitte musste improvisiert werden.

Es war aber ein schöner dritter Advent

Das Licht hat Verspätung – es fährt noch Zug. Ein Friedenslicht aus Bethlehem sollte an diesem Adventssonntag in der St.-Michael-Kirche in Mitte in Empfang genommen werden. Doch der Bahn hilft im Moment auch himmlischer Beistand nicht. Der Gottesdienst musste ohne die Flamme aus der Geburtsstadt Jesu gefeiert werden – und dennoch dreht sich alles ums Licht.

Mit dem nahenden Weihnachtsfest bekommt das Licht für viele Menschen wieder eine Bedeutung. Die leuchtenden Fenster in den dunklen Straßen, das sei anheimelnd und lasse Dunkelheit und Finsternis vergessen, sagt Prälat Gerhard Lange in seiner Predigt. „Manch’ einer ärgert sich vielleicht und denkt: diese Licht-Fetischisten!“ Für die christliche Kirche aber sei es wichtig, über das Licht nachzudenken, weil „Dunkelheit auch immer Gottesferne bedeutet.“ Das zeige sich nicht nur in dunklen Fenstern, sondern auch in finsteren Gesichtern, die schwer seien von Last und Bedrückung. Die Osternacht sei Symbol für diese Bedrückung, doch werde in die dunkle Kirche dann das österliche Licht getragen: Lumen, Christi! „Jesus Christi ist das Licht der Welt“ sagt der Prälat. „Und er sagt den Christen:Jetzt seid ihr das Licht. Ihr seid wie die Stadt auf dem Berg!“

Doch rundherum sei viel Finsternis, in der Gemeinde, im Erzbistum verlören viele ihren Glauben. Prälat Gerhard Lange spricht von den vielen Menschen, die um die Weihnachtszeit Selbstmord begehen und über die in der Öffentlichkeit kaum gesprochen werde. Wie lässt sich die Freude über das Licht also weitergeben? „Das ist wie mit dem Glück, man kann es nicht kaufen. Erst wenn ich andere glücklich mache, werde auch ich glücklich.“ Der Prälat spricht von Johannes dem Täufer. Die Leute fragen Johannes, der den Messias ankündigt: Was sollen wir tun? Er antwortete ihnen: Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat, und wer zu essen hat, der handle ebenso. (Lukas 3, 10)

Das Licht sei ein Sinnbild für die Nähe zu Gott, sagt der Prälat und erinnert an die Kindheit. Es ist Schlafenszeit, die Lampe wird gelöscht. Aber kann die Tür nicht einen kleinen Spalt aufbleiben? Damit ein wenig Helligkeit hineinfällt und das Kind weiß, die Eltern sind nah. So sei es auch mit dem Herrn: „Er spricht: Ich bin da, bis in alle Ewigkeit.“ Die Adventszeit mit ihren vielen Lichtern und Kerzen erinnert uns daran. Die St. Michael-Kirche lädt ein, die Adventskerzen am Friedenslicht aus Bethlehem zu entzünden. Bis Sonntagabend sollte es eintreffen.

SONNTAGS UM ZEHN

Anna Bilger

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