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Berlin: Licht im Tunnel nach zehn Jahren

Am 7. September werden die Autoröhren unter dem Tiergarten eröffnet– Streit über Straßen am Bundestag

Nach zehn Jahren Arbeit ist es bald so weit: Am 7. September wird der Autotunnel unter dem Tiergarten eröffnet, der den Nord-Süd-Verkehr aufnehmen wird. Damit soll das Regierungsviertel vom Durchgangsverkehr entlastet werden. Etwa 60 000 Autos sollen täglich durch die 2,4 Kilometer langen Tunnelröhren rollen, die etwa 390 Millionen Euro gekostet haben. Doch in letzter Minute gibt es nun noch einmal Streit um die künftige Verkehrsführung an der Oberfläche.

Der Bundestag versucht, ein Kuriosum zu verhindern – eine überdachte Straße für den Durchgangsverkehr vor dem Paul-Löbe-Haus gegenüber dem Kanzleramt. Denn nach der Tunneleröffnung will der Senat die bisherige oberirdische provisorische Straßenführung aufgeben. Jetzt rollt der Durchgangsverkehr noch über die Verbindung, die fast in der Mitte zwischen dem Kanzleramt und dem Abgeordnetengebäude liegt – auf dem Gelände, das für das so genannte Bundesforum vorgesehen war und das zu einer Grünanlage wurde. Diese Straße soll nach der Inbetriebnahme des Tunnels verschwinden. Gebaut worden war sie nur, weil es beim Tunnelbau eine erhebliche Verspätung gab. Ursprünglich hätte er 2000 fertig sein sollen. Doch weil die Bahn am Hauptbahnhof, den der Straßentunnel unterquert, die Termine nicht halten konnte, mussten die Straßenbauer warten.

Nun wird der Durchgangsverkehr den Weg durch die unterirdischen neuen Röhren nehmen. An der Oberfläche soll es aber auch weiter eine durchgehende Verbindung von Norden nach Süden geben. Sie führt dann über die Konrad-Adenauer-Straße, die direkt vor dem Eingangsbereich des Paul-Löbe-Hauses liegt. Der repräsentative Eingangsbereich ist hier auf Straßenbreite überdacht.

Diese Führung der Straßen war von Anfang an umstritten. Jetzt hat die Bau- und Raumkommission des Ältestenrates des Bundestages noch einmal den Versuch gestartet, den Verkehr vom Paul-Löbe-Haus fern zu halten und den Senat gebeten, nach Alternativen zu suchen. Dies sagte die Sprecherin der Stadtentwicklungsverwaltung, Petra Rohland, gestern auch zu. Allerdings hätten Berechnungen eines Verkehrsgutachtens ergeben, dass in Spitzenzeiten maximal nur vier Autos pro Minute in jeder Richtung am Paul-Löbe- Haus vorbeifahren würden.

Diese Prognose kann aber schnell über den Haufen geworfen werden, wenn sich der Tunnel, wie von vielen Experten vorhergesagt, zur Staufalle entwickeln sollte. Er ist nicht nach Autobahn-Standard, sondern als Stadtstraße gebaut worden. Stellenweise gibt es nur eine Fahrspur je Richtung. Stauprobleme befürchten Experten vor allem an den Ausfahrten. Und dann könnte die oberirdische Verbindung eine Alternative sein.

Die Vorsitzende der Bau- und Raumkommission, Irmingard Schewe-Gerigk (Grüne) wundert sich, dass das Landeskriminalamt keine Bedenken habe, den Durchgangsverkehr vor dem Paul-Löbe- Haus zuzulassen. Unlängst war dies bei einer Schiffsanlegestelle auf der anderen Seite des Paul-Löbe-Hauses noch anders. Zudem würden, so Schewe-Gerigk, Besuchergruppen durch den Durchgangsverkehr gefährdet. Wie es Anfang der Neunzigerjahre zu dieser Planung kommen konnte, sei nicht mehr nachvollziehbar.

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