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Licht ins Dickicht: Die Veränderer erobern den Platz zurück: Licht ins Dickicht: Die Veränderer erobern den Platz zurück

Der Albert-Schweitzer-Platz war ein beliebter Treffpunkt der älteren Schüler an der gleichnamigen Schule, neugierig beäugt von den Jüngeren. Denn die Großen übertraten dort schon mal die Schulregeln, sie rauchten zum Beispiel.

Der Albert-Schweitzer-Platz war ein beliebter Treffpunkt der älteren Schüler an der gleichnamigen Schule, neugierig beäugt von den Jüngeren. Denn die Großen übertraten dort schon mal die Schulregeln, sie rauchten zum Beispiel. Dass der Platz ihnen diese Freiheit ließ, das liegt daran, dass er nicht zum Schulgelände gehört, sondern öffentlicher Raum ist. Das hat allerdings den Nachteil, dass er kaum gepflegt wird, denn die Kassen des Landes sind leer, da fehlt das Geld für solche Aufgaben. Weil der Bezirk nicht handelt, taten sich frühere und heutige Schüler mit Künstlern, Quartiersmanagern und Anwohnern zusammen, um selbst etwas zu bewegen. „Die 12 Veränderer“ nennen sie sich.

TU-Professorin Cordelia Polinna, die selbst Ende der achtziger Jahre die Albert-Schweitzer-Schule besuchte, sagt über die Probleme des Platzes: „Er ist zugewachsen, es stehen oft Mülltonnen dort, und Autofahrer nutzen ihn auch schon mal als Parkplatz“. Weil sich außerdem Grüppchen rauchender Jugendlicher dazugesellen, und mancher über

Drogenhandel klagt, halten sich nur wenige gerne dort auf. Dabei hat der Platz Potenzial und könnte, etwas aufpoliert, zum neuen Treffpunkt werden – am Rand der lärmenden, viel befahrenen Karl-Marx-Straße in Neukölln etwas Einmaliges. Dazu passt, dass Experten fordern, Schulen in Brennpunkten zu Familienzentren umzubauen.

An dieser Stelle könnte also so etwas wie ein traditioneller „Marktplatz“ für das Quartier entstehen. Die Rückeroberung des Platzes für alle gesellschaftlichen Gruppen wäre dafür ein wichtiger Schritt. Ein freundliches Entree würde dazu noch die Schwelle für

einen Bibliotheksbesuch senken, eine coole Sache. Und wenn die Schule zur Begegnungsstätte wird, bietet sie Jugendlichen eine

Alternative zu den oft beengten elterlichen Wohnungen.

Seit einem Jahr machen die Künstler Eva Hertzsch und Adam Page mit den „Veränderern“ gemeinsame Sache, reisten mit Schülern nach London, um Ideen zu sammeln, kauften ein Dutzend knallbunter Sitzschalen aus Restposten (Nachhaltigkeit!) für den Platz und helfen an jedem Mittwoch, die Grünflächen aufzuarbeiten. Sie haben eine Ideenwerkstatt gegründet und Veranstaltungen durchgeführt. „Wir wollen die Wahrnehmung des Platzes verändern“, sagt Page.

Ralf Schönball

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