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Berlin: Lichtblick für Berlin

8400 Menschen arbeiten in der Region für Firmen und Institute, die Hightech für Medizin und Industrie entwickeln

Der blaue Ganzkörperanzug legt sich über die Kleidung wie eine Wurstpelle. Ein dröhnender Schacht im Boden saugt Luft und Staubpartikel an. Der Luftstrom trocknet Augen und Nase aus: Ein angenehmer Arbeitsplatz ist der Reinraum nicht. „Nur bei heißen Sommertemperaturen sind die Arbeitsplätze im Reinraum begehrt, denn hier herrscht immer eine angenehme Temperatur von 21,5 Grad“, sagt Günther Tränkle, Direktor des Ferdinand-Braun-Instituts für Höchstfrequenztechnik (FBH) in Berlin-Adlershof. Im Reinraum entwickeln Wissenschaftler an besonders sensiblen Apparaten Laserdioden und Mikrowellenbauteile im Sandkornformat.

Das Institut mit dem Hightech-Forschungslabor ist ein wichtiger Faktor in einem der wenigen aufstrebenden Berliner Industriezweige: die optische Technologie. Sie bildet neben Gesundheitswirtschaft, Verkehrssystemtechnik und Kommunikationstechnologie eines der „Kompetenzfelder“, die der Berliner Senat gezielt fördert. „Wir rechnen bei den optischen Technologien mit jährlichen Wachstumsraten von acht bis zehn Prozent“, sagte Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linkspartei) bei einem Besuch im FBH im Vorfeld der Laser-Optik Messe, die morgen in Adlershof beginnt (siehe Kasten).

Optik und Photonik gehören zu den innovativsten Technologien der modernen Industrie. Sie werden für DVD- und CD-Geräte und in der Raumfahrt benötigt, in der Medizintechnik und der Datenübertragung. Die Branche ist in Berlin und Brandenburg gut aufgestellt, mit rund 270 Unternehmen und 8400 Arbeitsplätzen. Mehr als 90 Firmen und Institute haben sich im regionalen Kompetenznetzwerk OpTecBB zusammengeschlossen. Zu den wichtigsten Arbeitgebern gehören ADC Krone, Berliner Glas, das Osram-Werk in der Siemensstadt und Siemens Communications.

Spitzenprodukte liefern aber auch viele kleinen Spezialunternehmen, die eng mit den rund 30 Forschungsinstituten des Kompetenzfeldes zusammenarbeiten. So haben sich allein im Umfeld des FBH in den vergangenen Jahren sieben Unternehmen gegründet, die zusammen 70 Mitarbeiter beschäftigen. Eines davon trägt den Standort Adlershof im Namen: Eagleyard. „Unsere Arbeit beginnt da, wo die Forschung endet“, sagt Geschäftsführer Jörg Mochametow. „Auf Grundlage der Forschung entwickeln wir Laserdioden, die die Industrie in ihre Produkte einbaut.“ Der frühere Infineon-Manager tat sich 2002 mit FBH-Wissenschaftlern zusammen. Die Laserdioden von Eagleyard werden in der Messtechnik, der Materialanalyse und der Medizintechnik eingesetzt. Der weltweite Bedarf an Lasertechnik wächst, zum Beispiel in der Zahnmedizin: „Mit einem Laser lässt sich krankes Zahnfleisch viel schonender entfernen als – wie bisher – mit einem heißen Draht“, sagt Mochametow. Derzeit hat Eagleyard 16 Mitarbeiter, Ende des Jahres könnten es 20 sein.

Auch Jenoptik investiert in Adlershof. Der Technologiekonzern kooperierte mit FBH-Forschern bei der Halbleiterforschung. Aus der Zusammenarbeit ging die Firma Jenoptik Diode Lab hervor, die derzeit eine Fertigungsstätte in Adlershof aufbaut, an der rund 40 Arbeitsplätze entstehen. Die hier gebauten Halbleiterelemente werden für die Fertigung von Hochleistungs-Diodenlasern eingesetzt.

Nicht weit entfernt vom FBH baut die Lasertechnik Berlin GmbH (LTB) Laser, die vor allem in der analytischen Industrie eingesetzt werden. „Wir sind sozusagen eine Ausgründung der abgewickelten Akademie der Wissenschaften“, sagt Geschäftsführer Matthias Scholz, der zu DDR-Zeiten am Zentralinstitut für Optik und Spektroskopie arbeitete. Mit einer Arbeitsgruppe des Instituts gründete er schon 1990 die LTB, die heute rund 30 Mitarbeiter hat. Ein Einsatzgebiet der Technik: Ein Laser wird auf flüssiges Metall in einem Stahlwerk geschossen. An der Oberfläche entsteht ein Plasmafunken. Dessen Analyse gibt Auskunft darüber, ob das Metall die richtige Zusammensetzung hat. „Laser-Analysetechnik ist auch in der Biotechnologie zunehmend gefragt, die ja in Berlin stark vertreten ist“, sagt Scholz.

Einen anderen Schwerpunkt hat ADVA Optical Networking: Die Firma stellt Geräte und Software zur Datenübertragung per Glasfaserkabel her. Vor allem Unternehmen mit großem Datenvolumen sind auf blitzschnelle Verbindungen angewiesen, zum Beispiel Banken, Krankenhäuser und Telekomdienstleister. Mit Ethernet- und optischer Technologie setzt ADVA auf die Umstellung zu paketorientierten optischen Netzen.

„Durch unsere Technologie können Sie auf dem gleichen Netz ein Vielfaches an Daten übertragen“, sagt Michael Roth, Entwicklungsdirektor von ADVA in Berlin. In Adlershof betreibt die Firma mit Hauptsitz im thüringischen Meiningen ein wichtiges Entwicklungszentrum. Weltweit beschäftigt ADVA 561 Mitarbeiter, 42 sind es in Berlin. Roth ist mit der Standortwahl zufrieden: „Adlershof ist als Entwicklungsstandort optimal. Wir finden hier hoch qualifiziertes Personal und sind eng mit anderen Hightech-Firmen vernetzt.“

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