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Berlin: Liebe für die Leinwand

Auf dem Gendarmenmarkt wurden Mozart zu Ehren Küsse auf Film gebannt

„Bitte noch einen Durchlauf!“ Die Paare schmiegen sich aneinander. „Und los!“, ruft die Regie. Wieder gleiten Lippen aufeinander, schließen sich Augen, kehrt Ruhe ein an diesem Samstagmittag am Schiller-Denkmal auf dem Gendarmenmarkt. Als sich die knapp 20 Paare lösen, spenden sie sich gegenseitig spontan Applaus – und auch die umstehenden Touristen klatschen.

„Ich bin von der Qualität des Küssens angetan, so kenne ich das sonst aus Südamerika“, sagt Wahlberliner Christoph Hagel. In Brasilien dirigiert er Sinfonieorchester, in Berlin bereitet er sein Stück „Così fan tutte – Sex, Lügen & TV“ vor. Hagel inszeniert Mozarts Klassiker vom 19. November bis 20. Dezember im E-Werk in Mitte als Persiflage auf Casting-, Hochzeits- und Datingshows. Mit Mimen, den Berliner Symphonikern – und Alfred Biolek als Moderator. Die Statistenküsse werden als Film eingespielt.

„Zum Schluss verliert man doch etwas die Ausdauer“, sagt Meeres- und Schiffstechnik-Student Marvin Bense, 22, aus Wedding. Mit Olivia Özserin, 20, die gerade ein Psychologiepraktikum absolviert, ist er seit gut einem Jahr zusammen. Da fällt Julia Pfannschmidt, 24, Museumskundestudentin aus Lichtenberg, und ihrer Partnerin Josephine Kehler, 21, Krankenschwester aus Fulda, das Knutschen leichter: „Wir haben uns erst vor zwei Monaten verliebt.“ Gisela Krüger, 69, kam aus Prenzlauer Berg, um das „Kiss-in“ zu beobachten, sie guckt ganz versonnen. Nur Robert Würz nicht. Der Saxofonist spielt auf dem Gendarmenmarkt Cellosuiten von Bach. „Aber wenn es was zu gucken gibt, ist das Publikum abgelenkt.“ Annette Kögel

Annette Kögel

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