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Berlin: Lieber Spaghetti?

1981. West-Berlin ist noch ganz allein mit sich und seinen Problemen, und das Oberverwaltungsgericht hat einen heiklen Fall zu entscheiden: Eine Anwohnerin der Seegefelder Straße klagt gegen eine Telefonzelle vor ihrem Balkon: Ewig halten Autos, Türen schlagen, und die Zellenbenutzer breiten ihr Privatleben lautstark in aller Öffentlichkeit aus – unsere „Berliner Chronik“ auf Seite 12 erinnert an diesen Fall.

1981. West-Berlin ist noch ganz allein mit sich und seinen Problemen, und das Oberverwaltungsgericht hat einen heiklen Fall zu entscheiden: Eine Anwohnerin der Seegefelder Straße klagt gegen eine Telefonzelle vor ihrem Balkon: Ewig halten Autos, Türen schlagen, und die Zellenbenutzer breiten ihr Privatleben lautstark in aller Öffentlichkeit aus – unsere „Berliner Chronik“ auf Seite 12 erinnert an diesen Fall.

Eine versunkene Welt. Keine E-Mails, kein unendliches Internet, vermutlich nicht einmal Faxgeräte. Sondern nur Telefone und Telefonzellen, gelb lackierte, ewig verschmutzte und beschädigte Kästen, falls sich noch jemand daran erinnert.

Allerdings war es auf ihre Art auch eine schöne Zeit. Nirgendwo außerhalb geschlossener und verkabelter Räume wurden wir von Telefonmelodien grausamer Doofheit belästigt, nirgendwo in der U-Bahn wurden wir Zeuge lautstark ausgetragener Ehestreitigkeiten oder privater Gaga-Debatten um die Frage, wer wen warum abholt und wann die Pizza in den Ofen kann. Oder doch lieber Spaghetti? Der historische Vorfall aus der Seegefelder Straße erinnert an eine Zeit, in der es möglich war, die vom Telefonieren herrührenden Belästigungen gerichtlich abstellen zu lassen. Das ist heute leider ganz und gar unmöglich geworden.

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