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Berlin: Liebling Weihnacht

Manfred Krug ermittelt nicht mehr – er singt zum Fest

Hier der erste Geschenketipp fürs diesjährige Fest der Feste: „Der Weihnachtskrug“. So heißt das Album mit traditionellen Liedern wie „Leise rieselt der Schnee“ oder „Vom Himmel hoch“, mit dem ein berühmter Berliner „Rentner“ weniger seine Altersbezüge aufrunden als mehr sein Hobby als „Gelegenheitssänger“ pflegen will. Als solcher sieht sich der Schauspieler im Ruhestand, Manfred Krug, der uns seit seinem Abschied 2000 als „Tatort“-Kommissar oder „Liebling Kreuzberg“ nur noch in TV-Wiederholungen ins Wohnzimmer flimmert.

Nach 45 Jahren Filmdreherei hatte er die Nase voll „von der Schminkerei und Regisseuren ohne Ahnung“. Das Konto hat er wohl auch voll. Was Riester der spargebeutelten Nation empfohlen hat, macht „Manne“ Krug nach eigenen Bekunden seit über 30 Jahren – fürs Alter kräftig vorsorgen. „Das empfehle ich euch auch“, sagte am Mittwochabend im „Quasimodo“ der im vergangenen Jahr mit 85 Tourneekonzerten erfolgreiche Jazz-Interpret. Als solcher war Krug einst schon in der „Tätärä“ bekannt, so bezeichnete der Schauspieler die ehemalige DDR, in der er in den 60er und 70ern zum Publikumsliebling und Plattenstar avancierte. Mit Letzterem war es nach Krugs Ausreise mit Familie, Sack und Pack und vielen Antiquitäten in den Westen dann über 20 Jahre vorbei – bis eine aus dem „Tatort“-Team die zündende Idee mit dem Kriminaler-Duett Krug und Brauer hatte. Die Idee mit den Weihnachtsliedern kam Manfred Krug, als er im Dezember 2001 mit seinem gleichnamigen Quartett in Rostock ein Konzert gab – aus Platzgründen in der Kirche, was den ehemaligen Sopran der Duisburger Domsingknaben anregte, jazzig leise den Schnee rieseln zu lassen.

Naja, nicht ganz so leise und auch nicht so süßlich-kitschig, wie es uns bald wieder überall beim Einkauf und sonstwo um die Ohren plärren wird. Akustische Verschmutzung nannte Krug das am Mittwoch – dem Verein, der dagegen kämpft, dass man das ganze Jahr unfreiwillig überall berieselt werde, sei er beigetreten. Den Vereinsnamen hatte er vergessen – wie das Taschentuch, das er sich mitten im Vortrag laut von seiner Ehefrau Ottilie („Otti!“) erbat – die 20 Euro Jahresbeitrag aber wusste der genaue Rechner noch zu nennen.

Zwischen Tannengrün und Süßkram stellte Krug vor, was er uns gegen Bares zum Fest vorsingen will. Sich selbst präsentierte er in rosa Hemd mit kreischbuntem Schlips nicht als Weihnachtsmann, sondern als Zigarrenliebhaber. „Ich paffe nur, habe eine Bombenlunge“, kam er besorgten Nachfragen zuvor und bekannte sich dann als Atheist, der sich wie ein abendländischer Christ benimmt: „Ich klaue nicht und gebe dem Finanzamt alles, was es haben will. Und ich bin ein Anhänger dieser jahrtausendalten Geschichte von der Jungfrau und dem Kind“, sagte Krug und wünschte, dass man zu seinem Album Heilig Abend tanzen werde und „danach vielleicht ein kleines Christkindlein zeugen“. Passend vielleicht nach dem Weihnachtsklassiker „Vom Himmel hoch, da komm ich her“. Das singt Krug als Reggae, und damit der Käufer darüber nicht erschrickt, sollte er vorher das Heft des Weihnachts-Krugschen Albums lesen. Aus der Feder von „Manne“ und praktisch eine Gebrauchsanweisung. Darin heißt es: „Und mit dem Engel des Herren sage ich: Fürchtet Euch nicht!“.

Heidemarie Mazuhn

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