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Liegenschaftsfonds: Berlin profitiert vom Wohnungsmangel

Der landeseigene Liegenschaftsfonds konnte im Jahr 2010 Bauland im Wert von 190 Millionen Euro verkaufen.

Steigende Mieten haben auch ihr Gutes: Sie befeuern die Nachfrage nach Häusern und Grundstücken für den Wohnungsbau – und deshalb konnte der Berliner Liegenschaftsfonds im vergangenen Jahr Bauland im Wert von rund 190 Millionen Euro verkaufen. Ein großer Teil der Erträge fließt in den Landeshaushalt: 156 Millionen Euro überweist ihm der Fonds. Davon bekommen die Bezirke 30 Millionen Euro.

Für Fondschef Holger Lippmann beweist die Entwicklung vor allem eines: „Die Krise auf dem Berliner Immobilienmarkt ist überwunden.“ Der Aufschwung sei getragen von der Nachfrage nach Wohnimmobilien, auf die gut die Hälfte des Fonds-Umsatzes entfällt. Zu den Käufern zählen zunehmend auch Baugruppen. Sie sollen dazu beitragen, den Berliner Wohnungsmarkt zu entspannen. Ein solches Bündnis von Privatleuten, das unter Anleitung eines Architekten das eigene Wohnhaus finanziert und baut, gab zum Beispiel das höchste Gebot für ein Grundstück an der Metzerstraße in Prenzlauer Berg ab. „Die haben sich gegen 70 andere Interessenten durchgesetzt“, sagt Lippmann. Der Fondschef vermutet, dass Baugruppen deshalb so hoch bieten können, „weil sie keinen Entwicklergewinn finanzieren müssen“.

Mehr Baugruppen und mehr Grundstücke für den Bau von Wohnungen – das zählt zu den Prämissen der neuen Liegenschaftspolitik des Senats. Eine zentrale Rolle soll nach dem Willen des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit dabei der Liegenschaftsfonds spielen. Hat der Fonds seine Verkaufsstrategie bereits darauf abgestellt? „Jeder Grundstücksverkauf wird in einem Steuerungsausschuss beraten“, sagt Lippmann ausweichend. Darin sitzen Vertreter der Senatsverwaltungen für Wirtschaft, Finanzen, Stadtentwicklung und des Bezirks, in dem sich das feilgebotene Grundstück befindet. Der Wirtschaftssenator hat darin sogar ein Vetorecht, gegen den Willen der Senatsvertreter ging also noch nie etwas. Die Grenzen der politischen Einflussnahme für die angestrebte „Stärkung der Wohnquartiere“ ist allerdings in den Statuten des Fonds selbst begründet: Unterhalb des Verkehrswertes darf kein Grundstück verkauft werden. Die politische Forderung nach billigem oder sogar kostenlosem Bauland für Baugruppen oder soziale Projekte lässt sich demnach gar nicht verwirklichen.

Auch hat sich das Grundstücksangebot des Liegenschaftsfonds im zehnten Jahr seines Bestehens verändert: Es gibt weniger Flächen in der Innenstadt und in begehrten Lagen wie Steglitz-Zehlendorf, aber dafür mehr Flächen an den Rändern Berlins. Außerdem gibt es viele Brachen oder Lücken, für die erst Baurecht geschaffen werden muss.

Wie begehrt Bauland in der City ist, zeigt der Verkauf der Baufelder am Schinkelplatz, unweit der Bauakademie: „Der Verkehrswert von 2300 Euro wurde um ein Vielfaches übertroffen“, sagt Lippmann. Genaueres will er erst verraten, wenn die Bonität der Meistbietenden überprüft und einer ausgewählt ist. Wohnungen sollen an der Bauakademie entstehen, bei den Bodenpreisen aber sicher nicht für Haushalte mit durchschnittlichen Einkommen.

Zu den spektakulären Verkäufen des vergangenen Jahres zählen auch das Grundstück der Opernwerkstätten an der Französischen Straße sowie Bauland am Charlottenburger Messedamm. Auf beiden Flächen sollen Hotels entstehen – „obwohl der Markt seine Sättigung erreicht hat“, so Fonds-Prokuristin Susanne Klabbe.

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